Montag, 4. Juni 2012

Jesus is coming


Was macht ein philippinischer Fischer im abgelegenen Küstenörtchen Port Barton, wenn er sich bei einem Arbeitsunfall einen Fischerhaken durch seinen Daumen bohrt? Er sucht die örtliche Hebamme und lässt sich von ihr das lästige Ding rausschneiden. Nein, wir erzählen euch kein Schummermärchen. Diese Geschichte ist hier traurige Realität, denn die medizinische Versorgung in vielen Gebieten ist, wenn überhaupt vorhanden, schlicht erbärmlich. Auf Palawan konnten wir uns wieder einmal ein Bild dieser Tatsache machen. In eben erwähntem Port Barton besuchten wir das örtliche „Gesundheitszentrum“ und liessen uns von Bring, der Hebamme, durch die spärlichen Räumlichkeiten führen (eigentlich heisst sie anders, aber hier nennt sie die Dorfbevölkerung nur „Bring“, weil sie „brings the children“). Bring ist nicht nur die Hebamme, sondern managt das ganze Zentrum und ist für sämtliche Patienten zuständig, denn sie hat als einzige eine medizinische Ausbildung. Bring behandelt regelmässig Fälle von Tuberkulose, Malaria, Lepra, fehlgeschlagene Selbstmordversuche usw., was als gelernte Hebamme natürlich, gelinde gesagt, nicht immer ganz einfach ist. Glücklicherweise hat sie einige Frauen aus dem Dorf, die ihr unter die Armen greifen, diese arbeiten jedoch alle ehrenamtlich. Und trotzdem können die Leute glücklich sein, dass sie überhaupt eine engagierte Fachkraft im Ort haben.
Nach dieser eindrücklichen Begegnung gings weiter mit den immer wieder abenteuerlichen Fahrten an Bord der philippinischen ÖV. Zuerst mit dem Jeepney, wo wir ständig mit Dreckwasser nassgespritzt wurden, weil der Boden unter unserem Sitz durchgerostet war. Dann in einem vollgestopften Bus in der hintersten Reihe, wo wir wegen dem Fahrtwind zusätzlich von Kopf bis Fuss von einer Staubschicht überzogen wurden. Erwähnenswertes Detail: Das plötzlich aus einer Kartonschachtel springende Huhn, das laut gackernd über unsere Köpfe flog, bis es noch im letzten Moment, vor dem finalen Sprung aus dem Fenster, von einem Passagier festgeklammert werden konnte.
Nun sind wir an unserer letzter Tauchstation angekommen, die zugleich Tauchvergnügen der spektakuläreren Sorte bietet. Vor Busuanga Island liegen zwei Dutzend japanische Kriegsschiffe auf Grund, versenkt von den Amerikanern während dem 2. Weltkrieg in einem anno dazumal beispiellosen Luftangriff. Einige dieser Wracks kann man betauchen, und vor allem in deren Inneres gelangen. Ein einmaliges, jedoch ziemlich beengendes Erlebnis. Zusätzlich zu den Wracks konnten wir in einen Süss- und Salzwasser-See hüpfen, in dem verschiedene Wasserschichten dafür sorgen, dass die Wassertemperatur von einem Tiefenmeter auf den anderen auf 39° hochschnellt.
Wir haben bereits einmal erzählt, wie wichtig der christliche Glaube für die philippinische Bevölkerung ist. Der allgegenwärtige Beweis dafür sind die überall zu lesenden Liebesbekundungen an den lieben Gott, unter anderem auf der Rückseite jedes Tricycles („God loves you“) oder auf T-Shirts („God is more than enough“) bis hin zum „Wifi“-Passwort, das man eintöggeln muss, bevor man ins Internet kann (Passwort:“jesusiscoming“). Einfach himmlisch!
Ja, heute geht’s bereits weiter Richtung Norden zum grossen roten Nachbarn. Wir werden in den nächsten Wochen China und Tibet bereisen. Obwohl, Tibet vielleicht auch nicht, aber das ist eine andere (Blog-)Geschichte…

Gemütlicher Schwatz bei Bier und Sonnenuntergang

Ein typisches Fischer-Dörfchen

Bring erzählt aus ihrem Alltag

Unser Bus, beladen mit Hab und Huhn

Eine unglaubliche Fantasie-Landschaft im Wasser: der Bacuit Archipelago

Grillierter Fisch am Strand gehört hier zum Standardprozedere jedes „Island Hopping“-Ausflugs

Diese blöden Taucherbrillen-Abdrücke…

Melanie versperrt die Sicht aufs Menü

Sonnenuntergang von der Terrasse unseres Bungalows in El Nido

Ein Strand für uns