Vielen Dank fürs geduldige Warten, wir melden uns zurück! Knapp einen Monat haben wir nun in Myanmar verbracht und, wie sich’s gehört, so einiges erlebt. Die Vergangenheit und Gegenwart dieses Landes ist geprägt durch Aufstände und Kämpfe verschiedener Volksstämme gegen das Militärregime, das auf der anderen Seite mit einer unmöglichen Verteidigungs- und Regierungsstrategie die ganze Bevölkerung in Mitleidenschaft zieht. Nach der Freilassung der Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi aus ihrem Hausarrest scheint die Regierung etwas mehr auf Dialog aus zu sein als auch schon. Aber wie die Geschichte zeigt, kann sich das schnell wieder ändern. Vor knapp einem Jahr haben die ersten Wahlen seit 1990 stattgefunden (natürlich mit massiver Wahlfälschung und Einschüchterung seitens der Regierung) und die Generäle kleiden sich nun nicht mehr in der Uniform, sondern im Anzug. Eingeführt haben sie ebenfalls eine neue Nationalflagge. Auf unsere Frage, ob sich seit den letzten Wahlen etwas geändert hat, antwortete ein Einheimischer sehr passend: „Ja, die Polizeiuniformen.“ (Die Polizei musste sich nach dem Flaggenwechsel neue Kleider schneidern lassen.)
Entgegen unserer Erwartung sprachen die Burmesen mit uns sehr offen über die Regierung, oft mit einem sarkastischen Unterton. Das muss man ihnen hoch anrechnen, wenn man bedenkt, was ihnen das Regime alles aufbürdet und damit ihren Lebensalltag schwieriger gestaltet als er sowieso schon ist. Viele im sonstigen Südostasien selbstverständliche Güter sind für den Durchschnittsburmesen unerschwinglich. Handys z.B. sieht man sehr selten, weil die SIM-Karte für viele zu teuer ist. Das führt dazu, dass man an den Strassenrändern alle paar Meter ein Tischchen mit einem alten Telefon findet, mit dem man gegen ein Entgeld ein anderes Tischchen mit einem Telefon anrufen kann. Für vieles gibt es zudem einen Schwarzmarkt, z.B. fürs Benzin, das von der Regierung streng rationiert wird. So darf jeder Burmese an einer spezifischen Tankstelle, die ihm von den Behörden zugewiesenen worden ist, pro Monat eine gewisse Anzahl Liter zu einem „Vorzugspreis“ tanken. Natürlich reicht dieses Benzin meistens nirgends hin, daher muss der Rest irgendwo auf dem Schwarzmarkt zum doppelten bis dreifachen Preis bezogen werden. Ein weiteres „Müsterli“: Seit den Unruhen im 2007, die von Mönchen und Studenten angeführt wurden, sind die Universitäts-Gebäude vielerorts aus den städtischen Gebieten aufs Land verbannt worden. Dort können die Studenten aus Sicht der Regierung weniger „Schabernack“ treiben und der Zugang, durch überhöhte Semestergebühren sowieso erschwert, wird so für viele noch schwieriger.
Wie man sich vorstellen kann, ist die Pressefreiheit in diesem Land ein Fremdwort. Zeitungen sind ausschliesslich Propaganda-Sprachrohre der Regierung, im Internet kann auf viele Seiten nicht zugegriffen werden (z.B. auf unseren Blog :-)) und im Kabelfernsehen gibt’s nur vier (nationale) Sender. Das einzige, was die Regierung nicht aufhalten kann, sind Radio-Wellen. Daher sieht man viele Burmesen, die am Morgen früh vor kleinen Radios sitzen und sich in ihre Sprache übersetzte BBC- und „Voice of America“-Nachrichten anhören.
Die meisten Burmesen, die wir getroffen haben, zeigten sich durch die schwierigen Umstände glücklicherweise nur wenig beeindruckt und offenbarten eine überraschend trotzende, z.T. kämpferische Einstellung. Als Reisender wird man von der Bevölkerung für gewöhnlich sehr herzlich empfangen. So verwandelte sich jeder zuerst noch so kritische Blick innert Sekundenbruchteilen zu einem gewinnenden Lächeln, das mit den Thailändern oder Khmer locker mithalten kann.
Teil 2 der Myanmar-Berichterstattung folgt in Kürze…
 |
Seltene Sonnenstrahlen auf dem Sagaing Hill |
 |
So sah früher wohl der Seedamm aus |
 |
Das wohl langsamste Taxi Myanmars |
 |
Spontane Begegnung auf dem Bahn-Perron |
 |
Melanie vor ihrer Niederlage gegen einen Jungen, der noch nie in seinem Leben UNO gespielt hat |
 |
Sie wurde nicht das erste Mal fotografiert... |
 |
Auch Mönche schauen gerne fern |
 |
Melanie und Co. mit Thanaka auf dem Gesicht. Eine natürliche Sonnencrème und Make up in einem, dass sich alle burmesischen Frauen täglich auftragen |
 |
BBC - the killer broadcast, Zeitungspropaganda as it's best |
 |
Shwedagon Paya, ein unglaublich imposanter Tempel aus 60 Tonnen purem Gold |