Durch die Tatsache, dass das Land seit Jahrzenten nach aussen abgeschottet ist, kommt einem eine Reise durch Myanmar wie eine Zeitreise durch das Südostasien vor 50 Jahren vor. Modetrends aus den USA haben noch nicht Fuss gefasst und Traditionen, wie das ständige Kauen von sogenanntem „Paan“ (Blätter und Früchte der Betelnusspalme), sind weit verbreitet. So kleidet sich ein Grossteil der Männer nicht in Hosen, sondern in sogenannten „Longyi“, ein kariertes, sich um die Hüften gebundenes Tuch. Und wenn man einen Burmesen anspricht, muss man oft länger auf eine Antwort warten, da er den Mund voller Betelnüsse hat und dieses hässliche Mischmasch zuerst irgendwo entsorgen muss. Die Frauen sind alle mit „Thanaka“ angemalt, einem Extrakt aus dem Thanaka-Baum, den sie sich als Make up und zusätzlichen Sonnenschutz ins Gesicht schmieren. Dieses Sitte wirkt auf Touristen wie eine andauernde Kriegsbemalung und oft ziemlich grimmig.
Dank Internet, sporadischem Satelliten-TV-Empfang und vielverkauften Raubkopien westlicher Filme und Musik gelingt es jedoch trotzdem ab und zu irgendwelchen Einflüssen aus Hollywood oder MTV sich ins Land zu schmuggeln. Das führt dann zu surrealen Situationen wie dieser, dass das jugendliche Bus-Personal in unserem Gefährt stolz diverse amerikanische Hip Hop Videos mit halbnackten Frauen abspielte. Die vielen älteren Frauen im Bus starrten mit entsetzten Augen auf das merkwürdige Gehopse auf dem Bildschirm, und als dann noch prompt ein Video der Schweizerin DJ Tatana gespielt wurde, klappte auch uns die Kinnlade runter.
Obwohl wir in Myanmar nicht den Eindruck hatten, dass die Bevölkerung viel mehr an Armut leidet als z.B. in Kambodscha oder Laos, fiel uns jedoch auf, wie weit verbreitet die Kinderarbeit in diesem Land ist. In Familienbetrieben wie Restaurants oder in der Landwirtschaft waren wir uns an den Anblick von mehr oder weniger fleissig arbeitenden Kindern bereits gewohnt. Aber wie viele Kinder wir hier entdeckten, die sich beim Haus- oder Strassenbau abrackerten, stimmte uns doch sehr nachdenklich. Wie es scheint, ist es in Myanmar gängige Praxis, die Kinder frühzeitig aus der Schule zu nehmen und zum Geld verdienen zu verdonnern.
Wie in den bisher bereisten Ländern hat der grosse Bruder China auch in diesem Rohstoff- und Ressourcenreichen Land bei etlichen Bauprojekten die Finger im Spiel. Momentan wird z.B. durch den Norden eine riesen Öl-Pipeline gebaut, die das schwarze Gold schlussendlich zielstrebig nach China führt. Für dieses Mammutprojekt besetzte die verantwortliche Firma „China-Oil“ im hügligen Nordosten ein ganzes Hotel für ihre Kaderleute, so dass wir nur noch mit Mühe eine andere Schlafgelegenheit im Dorf finden konnten. Die Trekkingführer dort sind nun sehr schlecht auf die Chinesen anzusprechen, da mangels Unterkünften seit längerem die Touristen ausbleiben.
Nach dem kurzweiligen Monat in Myanmar stehen als nächstes unsere „Swiss-Holidays“ an. Vom 31. August bis 19. September werden wir eine Kurzvisite in der Schweiz machen und freuen uns, unsere Familien in die Arme zu schliessen und den Klatsch&Tratsch der letzten sieben Monate mit unseren Freunden auszutauschen.
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Melanie mit Par Par Lay, Mitglied der regierungskritischen und deshalb verbotenen Komiker-Truppe "Moustache Brothers". Er war schon dreimal im Gefängnis und ist sichtlich stolz darauf. |
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Burmesisches Velotaxi |
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Die Gotthard-Postkutsche ist scheinbar in Myanmar gelandet... |
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Unser handgeschriebenes First Class Zugbillett |
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Die Mönchsnovizen hatten einen riesen Spass mit unserer Kamera |
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... und die Nonnen-Novizen im schicken rosarot |
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Bagan - Tempel, soweit das Auge reicht |
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Die Plätze auf dem Bus-Dach sind immer sehr beliebt |
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Zigarren-rauchende Frauen - ein etwas gewöhnungsbedürftiger Anblick |
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