Samstag, 31. Dezember 2011
Donnerstag, 29. Dezember 2011
Made in India
Der
liebe Alkohol. Aus unserer Kultur nicht mehr wegzudenken, besonders an
Festtagen wie Weihnachten oder Silvester. Er geniesst bei der Schweizer
Bevölkerung nicht immer den besten Ruf und ist mancherorts sogar ziemlich verpönt,
aber zu einem feinen Weihnachtsessen gehört er halt doch irgendwie dazu. Indien
hat da eine etwas andere Mentalität.
Hier gibt es Staaten, in denen der Alkohol gänzlich verboten ist. Sogar Fleisch
und Eier sind mancherorts schwierig zu kriegen. Den diesjährigen Silvester
verbringen wir z.B. in einem Dörfchen, in dem Fleisch und Alkohol untersagt
ist. Wir werdens überleben… Verantwortlich für diese Regelungen sind zum einem
Religionen wie der Hinduismus oder der Islam. Zum anderen die Regierung, die
aus ideellen Gründen an diesen Gesetzen festhält. In Gujarat, dem Heimatstaat
Mahatma Gandhis, ist z.B. der Alkoholkonsum verboten, da man damit Gandhi die
Ehre erweisen will, der ja Alkohol verachtet hat. Bei uns in der Schweiz gibt’s
dafür das Tell-Bier…
Ausser gesundheitsfördernden Gesetzen hat der Staat Gujarat noch viel mehr zu bieten. So liegt dort an der Küste des arabischen Meers ein malerisches Städtchen namens Diu, das bis in die 60er-Jahre eine portugiesische Enklave war und bis heute den Charme der Kolonialzeit ausstrahlt. Alte Kirchen, ein verwinkeltes Altstädtchen, ruhige Strassen (so ruhig, dass wir es seit langem wiedermal wagen konnten, einen Töff zu mieten), verlassene Strände und sogar ein Meeres-Muscheln-Museum. Wir wohnten bei einer portugiesisch-stämmigen Familie und die Siesta wurde in der Stadt ziemlich eisern eingehalten und durchgesetzt. Das andere Extrem stellt Gujarat‘s Hauptstadt Ahmedabad dar. So überfüllt, dass jede Strassenüberquerung einem Computerspiel gleicht, bei dem man direkt auf Level 10 einsteigt. Und natürlich überall Verkehrsstaus. Da die Polizei oft unterdotiert oder einfach lahm ist, springen freiwillige Einheimische in die Presche und versuchen mit herumfuchtelnden Bambusstöcken, die verkeilten Autos und Rikschas in korrekte Bahnen zu leiten.
Zustände, die man in der Metropole Mumbai (früheres Bombay) seit längerem nicht mehr antrifft. Eine prosperierende Wolkenkratzerstadt, in der ausser rigorosen Sicherheitsbestimmungen nichts mehr an die schrecklichen Attentate von 2008 erinnert. Hier ist die grosse Schere zwischen Reichtum und Armut jedoch bestens ersichtlich. Auf der einen Seite Luxusläden, Wohnpaläste und teure Autos, auf der anderen eine Armee von Obdachlosen und der grösste Slum Asiens. Die Slumbewohner drehen jedoch nicht tagein-tagaus ihre Däumchen sondern haben durch ihre beachtliche Anzahl das eine oder andere Business ganz gross rausgebracht. So ist aus Dharavi, dem wie gesagt grössten Slum Asiens, eine riesige Lederverarbeitungs-Industrie gewachsen, die edelste Handtaschen und Handy-Etuis herstellen. Auch ein Grossteil des recyclierbaren Abfalls von ganz Mumbai wird in Dharavi getrennt und weiterverarbeitet. Aus diesen und anderen Geschäftszweigen erwirtschaften sich die Slumbewohner heute einen jährlichen Ertrag von ca. 600 Millionen Fr.
Wohnen durften wir nicht im Slum, sondern bei einem Arbeitskollegen von Papi Walti, der sich gemütlich im hippen Ausgangsquartier Bandra, in direkter Nachbarschaft der grössten Bollywood-Stars, eingerichtet hat. Wir konnten auf die Dienste seines Privatchauffeurs zurückgreifen, wurden zu mehreren Familienessen in der Verwandtschaft eingeladen und lunchten gediegen in einem English-Club (Members only!). Für eine Woche fühlten wir uns wie Könige und verbrachten schöne Weihnachtstage im Kreise einer indischen Familie. Wir versuchten uns für die bemerkenswerte Gastfreundschaft zu revanchieren, jeder mit dem, was er/sie gut kann: Roger mit Klavier spielen, Melanie mit Zopf backen.
Vor ein paar Wochen starteten wir mit einem neuen Abenteuer, das sich „Couchsurfen“ nennt. Da die Blog-Redaktion bereits reklamiert, der Text sei schon wieder viel zu lang, werden wir ein anderes Mal genauer darüber berichten. Ein paar Couchsurfing-Fotos wollen wir euch trotzdem nicht vorenthalten.
Ausser gesundheitsfördernden Gesetzen hat der Staat Gujarat noch viel mehr zu bieten. So liegt dort an der Küste des arabischen Meers ein malerisches Städtchen namens Diu, das bis in die 60er-Jahre eine portugiesische Enklave war und bis heute den Charme der Kolonialzeit ausstrahlt. Alte Kirchen, ein verwinkeltes Altstädtchen, ruhige Strassen (so ruhig, dass wir es seit langem wiedermal wagen konnten, einen Töff zu mieten), verlassene Strände und sogar ein Meeres-Muscheln-Museum. Wir wohnten bei einer portugiesisch-stämmigen Familie und die Siesta wurde in der Stadt ziemlich eisern eingehalten und durchgesetzt. Das andere Extrem stellt Gujarat‘s Hauptstadt Ahmedabad dar. So überfüllt, dass jede Strassenüberquerung einem Computerspiel gleicht, bei dem man direkt auf Level 10 einsteigt. Und natürlich überall Verkehrsstaus. Da die Polizei oft unterdotiert oder einfach lahm ist, springen freiwillige Einheimische in die Presche und versuchen mit herumfuchtelnden Bambusstöcken, die verkeilten Autos und Rikschas in korrekte Bahnen zu leiten.
Zustände, die man in der Metropole Mumbai (früheres Bombay) seit längerem nicht mehr antrifft. Eine prosperierende Wolkenkratzerstadt, in der ausser rigorosen Sicherheitsbestimmungen nichts mehr an die schrecklichen Attentate von 2008 erinnert. Hier ist die grosse Schere zwischen Reichtum und Armut jedoch bestens ersichtlich. Auf der einen Seite Luxusläden, Wohnpaläste und teure Autos, auf der anderen eine Armee von Obdachlosen und der grösste Slum Asiens. Die Slumbewohner drehen jedoch nicht tagein-tagaus ihre Däumchen sondern haben durch ihre beachtliche Anzahl das eine oder andere Business ganz gross rausgebracht. So ist aus Dharavi, dem wie gesagt grössten Slum Asiens, eine riesige Lederverarbeitungs-Industrie gewachsen, die edelste Handtaschen und Handy-Etuis herstellen. Auch ein Grossteil des recyclierbaren Abfalls von ganz Mumbai wird in Dharavi getrennt und weiterverarbeitet. Aus diesen und anderen Geschäftszweigen erwirtschaften sich die Slumbewohner heute einen jährlichen Ertrag von ca. 600 Millionen Fr.
Wohnen durften wir nicht im Slum, sondern bei einem Arbeitskollegen von Papi Walti, der sich gemütlich im hippen Ausgangsquartier Bandra, in direkter Nachbarschaft der grössten Bollywood-Stars, eingerichtet hat. Wir konnten auf die Dienste seines Privatchauffeurs zurückgreifen, wurden zu mehreren Familienessen in der Verwandtschaft eingeladen und lunchten gediegen in einem English-Club (Members only!). Für eine Woche fühlten wir uns wie Könige und verbrachten schöne Weihnachtstage im Kreise einer indischen Familie. Wir versuchten uns für die bemerkenswerte Gastfreundschaft zu revanchieren, jeder mit dem, was er/sie gut kann: Roger mit Klavier spielen, Melanie mit Zopf backen.
Vor ein paar Wochen starteten wir mit einem neuen Abenteuer, das sich „Couchsurfen“ nennt. Da die Blog-Redaktion bereits reklamiert, der Text sei schon wieder viel zu lang, werden wir ein anderes Mal genauer darüber berichten. Ein paar Couchsurfing-Fotos wollen wir euch trotzdem nicht vorenthalten.
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Sonnenuntergang im arabischen Meer |
Melanie ist ein begehrtes Fotosujet für indische Jugendliche und Familien |
Kirche aus der portugiesischen Kolonialzeit in Diu |
Couchsurfen heisst: Melanie bekommt endlich ihr Henna-Tattoo |
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Couchsurfen heisst auch: Zusammen kochen in irgendeiner Wohnung in irgendeinem Vorortsquartier |
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Morgendliches Zähneputzen in Ahmedabad |
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... und wieder muss Melanie herhalten |
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Melanie, Roger, Mumbais Skyline und Smog |
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Auch in Mumbai boomt der Weihnachtsverkauf |
Unser Gastgeber Ashwani und Melanie beim Cappuccino trinken im Luxushotel Taj |
Mumbais Strände sind leider übersät mit Abfall |
Zopf - Made in Switzerland |
Samstag, 24. Dezember 2011
Merry X-mas to everyone!
Von ganzem Herzen wünschen wir euch allen frohe Weihnachten. Geniesst es im Kreise der Lieben und Liebsten, bei Schnee und kaltem Wetter, bei Fondue Chinoise und Wein...
Wir feiern dieses Jahr ganz eigene, andere Weihnachten. Aber auch mit feinem Essen und auch mit einer Art Familienanschluss. In Mumbai, bei dreissig Grad.
Hebet's guet!
Melanie und Roger
Wir feiern dieses Jahr ganz eigene, andere Weihnachten. Aber auch mit feinem Essen und auch mit einer Art Familienanschluss. In Mumbai, bei dreissig Grad.
Hebet's guet!
Melanie und Roger
Montag, 12. Dezember 2011
Wie Sardinen in der Büchse
Kürzlich haben wir uns gefragt, was Indien eigentlich von
all den anderen Ländern unterscheidet, die wir bis jetzt bereist haben. Die
Antwort ist ziemlich simpel: So viele Menschen wir hier hat es sonst nirgends.
Indien zählt 1,2 Milliarden Einwohner und Wissenschaftler sagen voraus, dass
Indien China spätestens im Jahre 2045 als bevölkerungsreichstes Land der Welt
ablösen wird. Indien ist bereits heute die Heimat von 18% der Weltbevölkerung,
zusammengepfercht auf nur 2,5% der Erdoberfläche. Kein Wunder also, erinnern
die Platzverhältnisse hier mehr an Sardinen in der Büchse als an Goldfisch im
Öko-Grossraum-Aquarium. Jede Stadt im
Land, die etwas prosperiert, zählt schnell mehrere Millionen Einwohner und
verwandelt sich in ein lautes und stinkendes Ungeheuer mit Verkehrsstaus, die
regelmässig ganze Stadtteile lahmlegen. Diese unglaubliche Masse an Menschen
bekommen wir jeden Tag zu spüren, wenn‘s wiedermal darum geht, den richtigen
Zug oder Bus zu finden oder sich durch einen vollgestopften Markt zu kämpfen. Obwohl
wir nun längere Zeit durch den sehr touristischen Staat Rajasthan gereist sind,
sehen wir, ausser im direkten Umkreis von den grössten Sehenswürdigkeiten,
selten andere Reisende aus westlichen Ländern. Sie sind nun sogar für uns eine
Attraktion, diese Backpacker. „Wow, schau mal. Dort läuft ein Tourist!“
Nach weiteren Orten in Rajasthan mit imposanten Festungen und Palästen landeten wir schlussendlich in Udaipur, unter anderem Schauplatz des Anfangs 70er gedrehten James Bond Films „Octopussy“. Im Touristenviertel der Stadt wird diese Ehre jeden Abend zelebriert, in dem sie in praktisch allen Restaurants den „Octopussy“- Streifen vorführen. Wenn man ein paar Tage dort bleibt, kann man einzelne Dialoge bereits auswendig nachsprechen, da man jeden Abend „gezwungen“ wird, den Film zu schauen. Begleitet werden die 007-Vorführungen jeweils durch Feuerwerke und laute Musik oder Trommler/Bläser-Kapellen, alles über die ganze Stadt verteilt. In dieser Jahreszeit werden nämlich die meisten Hochzeiten gefeiert, an grösseren Orten können das mehrere hundert Feste pro Tag sein. Diese machen mit Böllern und Feuerwerk auf sich aufmerksam und ziehen in ohrenbetäubenden Prozessionen durch die Gassen. Sehr farbenfroh und unterhaltsam. In Anbetracht dessen, das eine Hochzeit normalerweise mehrere Tage dauert, kann sich mit der Zeit aber auch eine gewisse „Fest-Müdigkeit“ einstellen.
Nach der Touristenhochburg Rajasthan hatten wir nun etwas genug von Souvenirshops und –bazaren und machten uns auf in den Staat Gujarat, der einiges weniger gut erschlossen und westliche Touristen eher die Ausnahme sind. Dort stand wieder einmal eine Wildlife-Safari auf dem Programm und wir erspähten in den frühen Morgenstunden doch prompt eine fünfköpfige Löwenfamilie. War ein mulmiges Gefühl, zehn Meter entfernt von grimmig dreinschauenden Löwen in einem offenen Jeep zu sitzen. Für das dass sie Katzen sind, sind diese Tiere schon ziemlich gross…
Nach weiteren Orten in Rajasthan mit imposanten Festungen und Palästen landeten wir schlussendlich in Udaipur, unter anderem Schauplatz des Anfangs 70er gedrehten James Bond Films „Octopussy“. Im Touristenviertel der Stadt wird diese Ehre jeden Abend zelebriert, in dem sie in praktisch allen Restaurants den „Octopussy“- Streifen vorführen. Wenn man ein paar Tage dort bleibt, kann man einzelne Dialoge bereits auswendig nachsprechen, da man jeden Abend „gezwungen“ wird, den Film zu schauen. Begleitet werden die 007-Vorführungen jeweils durch Feuerwerke und laute Musik oder Trommler/Bläser-Kapellen, alles über die ganze Stadt verteilt. In dieser Jahreszeit werden nämlich die meisten Hochzeiten gefeiert, an grösseren Orten können das mehrere hundert Feste pro Tag sein. Diese machen mit Böllern und Feuerwerk auf sich aufmerksam und ziehen in ohrenbetäubenden Prozessionen durch die Gassen. Sehr farbenfroh und unterhaltsam. In Anbetracht dessen, das eine Hochzeit normalerweise mehrere Tage dauert, kann sich mit der Zeit aber auch eine gewisse „Fest-Müdigkeit“ einstellen.
Nach der Touristenhochburg Rajasthan hatten wir nun etwas genug von Souvenirshops und –bazaren und machten uns auf in den Staat Gujarat, der einiges weniger gut erschlossen und westliche Touristen eher die Ausnahme sind. Dort stand wieder einmal eine Wildlife-Safari auf dem Programm und wir erspähten in den frühen Morgenstunden doch prompt eine fünfköpfige Löwenfamilie. War ein mulmiges Gefühl, zehn Meter entfernt von grimmig dreinschauenden Löwen in einem offenen Jeep zu sitzen. Für das dass sie Katzen sind, sind diese Tiere schon ziemlich gross…
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Der flötenspielende Schnauz
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Das imposante Mehrangarh-Fort in Jodhpur
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Affen, unsere treuen Begleiter, Tag und Nacht
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Ein weiteres anschauliches Beispiel aus der Reihe „Schweine in Indien“
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Organisiertes Chaos beim örtlichen Schuhmacher
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Udaipur by night
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Man beachte das weisse Hotel im See am rechten Bildrand: das
Headquarter von Octopussy
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Der ehrfürchtige Maharadscha von Udaipur, Rogerstan III.
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Ein köstlicher Aufenthalt bei einer Familie in Sasan Gir.
Auf dem Tisch ein vielfältiges Thali-Gericht
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Auf dieses Bild sind wir stolz: Junger Löwe im Morgengrauen
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Der farbenprächtige Kingfisher-Vogel
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