Mittwoch, 29. Februar 2012

Das harte Los


Unsere Reise ist ein ständiges Hoi und Tschüss sagen. Zum Beispiel Tschüss sagen an Marlène, die uns als inspirierendes Reisegspändli ganze sechs Wochen lang begleitet hat. Oder Hoi sagen an Christof und Täschi, die wir für zwei Tage (und vor allem Nächte) in Kuala Lumpur getroffen haben. Zudem lernen wir oft andere nette Menschen aus allen hehren Ländern kennen, verbringen einen oder mehrere Tage mit ihnen, und nachdem wir sie so richtig liebgewonnen haben, müssen wir uns bereits auf ein potentielles Nie-mehr-Wiedersehen von ihnen verabschieden, da sie eine andere Route nehmen oder ihre Ferien bereits zu Ende sind. Das ist wohl das harte Los von Langzeitreisenden…
Nach ein paar restlichen (und eben tschüss-sagenden) Tagen an den Stränden Sri Lankas gings für uns weiter für einen kurzen Zwischenstopp in Kuala Lumpur, Malaysia, wo wir wichtige Dinge wie Impfungen und Visa besorgen mussten. Und das kurzzeitige Wiedersehen mit Christof und Täschi feierten. Kuala Lumpur ist eine Mega-Stadt, die sich in manchen Dingen wenig von einer europäischen Grossstadt unterscheidet. So konnten wir auf der einen Seite herausgeputzte Einkaufscenter und edle Modegeschäfte bestaunen, mussten andererseits aber auch zähneknirschend hinnehmen, dass die Tollwutimpfung hier gleichviel kostet wie in der Hochpreisinsel Schweiz.
Anschliessend gings weiter auf die Insel Penang, von wo wir die Fähre zur Überfahrt nach Sumatra in Indonesien besteigen wollten. Es blieb beim wollen. Nach Ankunft in Penang mussten wir erfahren, dass der Fährbetrieb seit über einem Jahr eingestellt ist. Die Schiffsgesellschaft konnte anscheinend die Kosten nicht mehr stemmen, die die Rückschaffung von indonesischen Emigranten (deren Papiere von Malaysia als ungenügend deklariert wurden) verursachten. Trotz längerer Recherche in Reiseführern und im Internet ist uns diese doch wesentliche Information durch die Lappen gegangen. Vor 20 Jahren wären wir nun so richtig aufgeschmissen gewesen, nicht jedoch im Zeitalter von Internet und Billig-Fluggesellschaften. Ein paar Klicks und Tastaturtippen abends um 20 Uhr, und schon waren unsere zwei Sitze in der am darauffolgenden Tag startenden Propellermaschine gebucht. Naja, ein Flug ist halt nicht so romantisch wie eine Schiffsankunft in einem neuen Land, dafür dauerts nur 50 Minuten anstatt 8 Stunden.
Bevor wir weiterfahren, lohnt sich etwas Zahlenspielerei, um dieses riesige und sehr abenteuerliche Land Indonesien vorzustellen: Nach China, Indien und den USA das 4. bevölkerungsreichste Land der Welt, 1‘920‘000 km2, 17'000 Inseln (wovon nur 8000 bewohnt sind), 300 verschiedene Sprachen und 129 noch aktive Vulkane. Ein grosser Teil der Fläche Indonesiens wird von Sumatra beansprucht, das für seinen riesigen Regenwald berühmt ist. Dorthin machten wir uns auf, um die letzten verbliebenen Orangutans zu beobachten. Obwohl sie im Zürcher Zoo sehr populär sind und wohl in einer „Wie viele Besucher stehen im Durchschnitt vor meinem Käfig“-Rangliste eine Topplatz besetzen würden, gibt’s von denen nur noch ein paar Tausend, und nur noch in den Regenwäldern Sumatras und Borneos. Nach einer Stunde Dschungel-Trekking begegneten wir bereits unserer haarigen Cousine, die sich in ihrem rostfarbenem Fell gut sichtbar von Baum zu Liane und zurück hangelte, dicht gefolgt von ihrem 3-jährigem Baby. Ein grandioser Anblick, wie sich diese riesigen Affen scheinbar mühelos fortbewegen und die kleinen, biegsamen Dschungelbäume dabei fast einknicken. Alle Orangutans, die wir entdeckten, waren „semi-wild“, das heisst sie wurden von lokalen Forschern und Tierschützern aufgezogen und anschliessend in die Freiheit ausgesetzt. Eine bitter nötige Praxis, denn ein Orangutan-Weibchen gebärt im Schnitt lediglich alle sechs Jahre ein Junges. Während unseren zwei Tagen im Regenwald (inkl. Übernachtung im Zelt) schwangen sich noch diverse weitere Affenarten durch unser Sichtfeld und auch unsere obligaten „Überall wo’s ein bisschen feucht ist“-Begleiter, die Blutegel, versuchten wacker ihren Anteil aus unserem Blutkreislauf abzuzweigen. Ist wohl das harte Los von Regenwald-Entdeckern…

Sonnenaufgang in Mirissa, Sri Lanka

Da stand noch kein Bier auf dem Tisch: Ausgang mit Christof und Täschi

Entzückt jedes Fleischesser-Herz: Hasenburger, Kamelburger, Hirschburger, Katzenfischburger usw. in Kuala Lumpur, Malaysia

Der Bildbeweis für Marlène: Auch in Malaysia gibt’s Chai

Leuchtendes Wahrzeichen von Kuala Lumpur: die Petronas Twin Towers

Der extravagante Thomas Leaf Monkey…

… mit Nachwuchs

Sieht uns doch ziemlich ähnlich: Orangutan…

… ebenfalls mit Nachwuchs

Da muss man nicht mehr ins Alpamare…

Regenwaldfrühstück mit unseren holländischen Freunden