In Moskau kommt man an Lenin nicht vorbei. Obwohl in den
90er-Jahren viele Statuen von kommunistischen Führen aus dem Stadtbild entfernt
worden sind, starrt der charakteristische Kopf Lenins noch heute von vielen
Plätzen und Hauswänden. Anscheinend hat man für die meisten Orte noch keinen
Ersatz gefunden (wie auch, wenn Putin an seinem Präsidententhron festklebt wie
eines dieser viereckig-silbrigen Extrastark-Magnete am Kühlschrank) und lässt
Lenin bis auf weiteres Präsenz markieren. Trotzdem ist der Personenkult um ihn
weit weniger gross als der um seine Genossen Mao in Peking oder Ho Chi Minh in
Hanoi. Das zeigt sich am deutlichsten an der beinahe nicht vorhandenen
Menschenschlange vor seinem Mausoleum auf dem Roten Platz. Die aufgebahrte
Leiche sieht zwar ebenfalls aus wie eine Wachsfigur bei Madame Tussaud, ihr wird
jedoch einiges weniger Respekt entgegengebracht als bei den asiatischen Brüdern.
Mit dem Handy spielende und kichernde Soldaten kann man sich jedenfalls beim
Mao-Mausoleum nicht im Traum vorstellen.
Zu vielen Städten mit 2. Weltkriegsvergangenheit gehören das sogenannten „Grabmal
des unbekannten Soldaten“. In Moskau wird die Ehrenwache dieses Grabmals von
strammen jungen Soldaten des Kreml-Regiments geleistet. Für sie ist es eine
grosse Ehre, in dieser geschichtsträchtigen Einheit dienen zu können und sie
nehmen dafür eine harte, 9-monatige Ausbildung in Kauf. In diesen neun Monaten
arbeiten sie auf ein Ziel hin: einmal (!) ein Stündchen lang als Soldat das
Grabmal bewachen zu können. Nach diesem Stündchen werden sie von Kollegen
abgelöst und haben damit ihr Soll erfüllt. Sachen gibt’s…
Nach Russland ging’s mit dem Nachtzug weiter in die Ukraine nach Kiev und Lviv,
anschliessend nach Krakau in Polen. Dort hängen immer noch unzählige Plakate
der Fussball-Euro 2012. Man könnte meinen, die Spiele haben noch gar nicht
begonnen. Neben alternden Musikern und nicht abtreten wollenden Politikern
können also auch Städte von vergangenem Ruhm zehren.
All diese osteuropäischen Städte haben eine unglaublich schöne Architektur zu
bieten, von imposanten Kathedralen und Synagogen zu malerischen Altstadt-Gassen
und originellen Metro-Stationen. Die grössten Touristenmagnete (man könnte sie
fast viereckig-silbrig bezeichnen…) sind ironischer weise jedoch Museen und
Denkstätten humanitärer Tragödien, die diese Länder im 20. Jahrhundert verkraften
mussten. In Kiev kann man etwa das Tschernobyl-Museum besichtigen, dass eine Ausstellung
über die AKW-Katastrophe im 1986 beinhaltet. In Krakau kann man die Fabrik von Oskar
Schindler besuchen (bekannt aus Steven
Spielberg’s Film „Schindler’s List“) und vor den Toren der ehemaligen Nazi-Konzentrationslager
Auschwitz und Birkenau stauen sich täglich die Touristenbusse. Alles Ausflüge,
die schwer aufs Gemüt schlagen. Und obwohl die Nutzung dieser tragischen
Ereignisse als „Touristenattraktionen“ fragwürdig erscheint, ist es trotzdem
gut und wichtig, dass es sie gibt. Der Kampf gegen das Vergessen wird damit
vereinfacht.
Wir nähern uns immer mehr der Schweizer Grenze, sind bereits in der gleichen
Zeitzone und hier in Budapest, unserer zweitletzten Station, ist auch die
deutsche Sprache schon wieder salonfähig. Obwohl das mit der Schweiz nicht viel
zu tun hat…
Nun heisst’s: Wiener Schnitzel, wir koooooommen!
 |
Auch bei "schliffrigem" Boden alles im Griff: Wachablösung vor dem Kreml |
 |
... heisst übersetzt: Mc Donalds |
 |
Disneyland? Falsch. Basilius-Kathedrale auf dem Roten Platz |
 |
Ein Bierchen in Ehren sollte man RoMe nicht verwehren |
 |
Lviv's Tramgeleise by night |
 |
Spektakel in Krakau: Vater und Tochter tragen insbrünstig ihre Arien vor |
 |
Roger macht halt gerne Nachtaufnahmen... |
 |
Budapests Parlament mit exklusiver Lage an der Donau |
 |
Thermalbäder sind in Budapest schon seit hunderten von Jahrend der letzte Schrei |
 |
härzig, nöd? |
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen