Lange ist es her seit unserem letzten Blog-Eintrag. Der Grund ist nicht Langeweile oder fehlende Erlebnisse, sondern das pure Gegenteil. Die Tage flogen nur so vorbei, wie Regentropfen in einem Tropensturm (ein altes vietnamesisches Sprichwort, oder so...). Daher wird in kurzer Zeit auf diesen Blog-Eintrag eine zweite „Blog-Spezial-Ausgabe“ folgen, damit das Erlebte entsprechend gewürdigt werden kann.
Hanoi, die Hauptstadt im Norden Vietnams, erreichten wir spätabends nach einer 25-stündigen und nicht mehr enden wollenden Busfahrt. Wir hatten vorsorglich übers Internet ein Hotel vorgebucht. Nach einem Marsch durch das Gewirr von Töfflis und Sonnenbrillenverkäufern erreichten wir todmüde unsere in Internetforen wärmstens empfohlene Übernachtungsstätte. Der gutgekleidete nette Herr an der Reception erklärte uns jedoch, dass wir nicht bei ihm vorgebucht haben, sondern bei einer billigen Hotel-Kopie, die gleich um die Ecke liegt. Dort angekommen, beschied uns ein noch besser gekleideter Herr, dass er zwar das Original-Hotel besitze, unsere Hotel-Kopie mit dem entsprechenden Strassennamen jedoch eine Gasse weiter sei. Langsam am verzweifeln und verhungern, fanden wir dann schlussendlich doch noch das gebuchte Hotel, ob Original oder Kopie war uns dann ziemlich egal. Nach ein wenig recherchieren am nächsten Tag fanden wir dann heraus, dass es alleine in unserem Quartier vier Hotels mit dem genau gleichen Namen gab und etliche in der übrigen Stadt verteilt sind. Und wir hatten definitiv nicht beim Original-Hotel gebucht (das gehört dem noch besser gekleideten Herrn).
Diese Geschichte ist sehr bezeichnend für Vietnam. Sobald ein Restaurant, Hotel, Reiseagentur oder was auch immer Erfolg hat und z.B. in einem Reiseführer positiv erwähnt wird, spriessen im Nu unzählige Kopien aus dem Boden, die ebenfalls vom Erfolgs-Honigtopf schnabulieren wollen. So gibt es z.B. etliche über das ganze Land verteilte Reiseagenturen mit dem Namen „Sinh Café“, die immer noch mit dem alten Logo und Schriftzug auftreten, da das Original aufgrund der vielen Kopien sein Name und Logo längstens geändert hat. Entsprechende Gesetze, die das verhindern könnten, gibt es in diesem Land nicht oder werden dank Korruption und Vetternwirtschaft nicht durchgesetzt. Vietnam ist zwar ein kommunistisches Land, hat sich wirtschaftlich jedoch so weit geöffnet, dass dem Kapitalismus Tür und Tor weit offen stehen. Ausser dem politischen System, grünen Uniformen und roten Spruchbändern ist der Kommunismus daher auf dem absteigenden, wenn nicht abgebrochenen Ast. Das Land entwickelt sich rasend schnell, ist nach Thailand bereits der weltweit zweitgrösste Reis-Exporteur und steht sogar beim Kaffee-Export an zweiter Stelle (nach Brasilien). Dieses beinahe unvorstellbare wirtschaftliche Wachstum wirkt sich natürlich auf die Preisentwicklung aus und mündet in einer unglaublichen Inflation. Vietnam hat von Januar bis April 2011 für 27 Milliarden US$ Güter exportiert, ganze 36% mehr als im gleichen Zeitraum im letzten Jahr. Die Inflation in diesem Jahr erreichte daher 14%. Diese Zahlen sowie dutzende grosse Bauprojekte, über Strassen bis Staudämme, belegen, dass die landesweite Wirtschaft im horrenden IC-Tempo unterwegs ist.
Die letzten zwei Wochen verbrachten wir mit Fränzi und Silvan, die uns besuchen kamen und uns zwei superspannende, lustige und kurzweilige Wochen bescherten. Wir tuckerten zusammen durch die weltberühmte Halong-Bucht, schlängelten uns durch Tausende von Töfflis in der Altstadt von Hanoi, probierten die verschiedensten Varianten an Kaffees, Tees und Bieren, bestiegen Ruinen von vergangenen Königs-Dynastien, schneiderten uns Hemden, Jacken und Abendkleider nach Mass und kurvten mit dem Töff herrlichen Stränden und Fischer-Häfen entlang. Der eigentliche Höhepunkt war jedoch eine dreitägige Easy-Rider-Tour durch den Süden Vietnams. Mehr dazu in unserer „Easy-Rider-Specialedition“.
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Ehrenwache für Ho Chi Minh vor seinem Mausoleum |
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Melanie mit herrlich posierendem Hochzeitspaar |
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Beleuchtete Höhle in der Halong Bucht |
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Silvan und Fränzi in Action in der Halong Bucht |
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Melanie verbrätelt gerade unser halbes Reisegeld beim Schneider in Hoi An |
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Romantische Altstadt in Hoi An |
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Mit der SBB lässt sich auch hier gut Werbung machen :-) |
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Töffgang von Nha Trang (und Roger hat wiedermal einen saudoofen Helm erwischt) |