Mittwoch, 27. Juli 2011

Für einmal bilderlos…

Dieser Blogeintrag kommt für einmal ganz in schwarz-grau und ohne Bilder daher. Nicht dass wir plötzlich keine Lust mehr am Fotografieren hätten. Oder der Blog-Betreiber plötzlich herausgefunden hat, dass die Bilder gar nie von uns, sondern im Internet zusammengeklaut waren (nein, Scheeerz!). Nein, der simple Grund ist: Unsere Kamera wurde gestohlen. Die Kriminalität in Asien ist im Vergleich zu anderen Weltregionen definitiv nicht ein grosses Problem. Daher waren wir mit der Zeit wohl etwas zu „lazy“ und haben das Pech (oder den Dieb) ein „müh“ zu stark herausgefordert. Naja, wir sind nun einen „Lehrblätz“ reicher. Auf den Diebstahl folgten zehn erzwungene Kamera-lose Tage, bis wir während unserem Zwischenhalt in Bangkok eine neue kaufen konnten.
In Süd-Laos besuchten wir einen der vielen Nationalpärke. Im Schweizer Verständnis ist ein Nationalpark ja ein Gebiet, das umfassend und langfristig geschützt wird, damit sich die Natur uneingeschränkt entwickeln kann. In Laos nehmen sie’s mit dieser Definition nicht so genau. Gemäss unserem „Guide“, mit dem wir durch die Wälder gestapft sind, gilt die Regel, dass für jeden gefällten Baum ein neuer gepflanzt werden muss. Das wäre ja schön und gut, wenn nicht eine 150-jährige Eiche gegen einen vier Meter hohen Kautschuk-Baum „eingetauscht“ würde. Ausserdem ist es erlaubt, Kaffee und Tee anzupflanzen. So führte unser Trek zu einem Grossteil durch Kaffee- und Tee-Plantagen, anstatt durch unberührte Natur.
Nach einem Kurzaufenthalt in Vientiane, das wir nach Pi Mai, dem Wasserfest, noch bestens in Erinnerung hatten, und das Melanie das zweite Bett mit Bettwanzen beschert hat, ging die Reise weiter nach Bangkok, wo wir nun Vorbereitungen für unsere nächste Reisedestination treffen. Zuerst durften wir jedoch noch eine neue Kamera kaufen und pilgerten ins eindrückliche Shoppingviertel von Bangkok, das von protzenden Einkaufscentern übersät ist. Eines der berühmteren ist das MBK-Center, das mit seiner Grösse neben unzähligen Restaurants zwei Mc Donalds und einen Burger King beherbergen kann. Ein anderes heisst Siam Paragon, das im Keller ein Sea World und im Estrich 16 Kinos, ein IMAX und 52 Bowlingbahnen anbietet (Das Seedamm Center ist im Vergleich ein Quartierlädeli). So muss es in Las Vegas aussehen…  An der Auswahl hat es also nicht gemangelt und wir sind nun wieder stolzer Besitzer einer neuen Spiegelreflexkamera.
Nun bereiten wir uns auf unser nächstes Reiseland vor: Myanmar (früheres Burma). Da in Myanmar die Internet-Infrastruktur noch in den Kinderschuhen steckt, werden wir in den nächsten Wochen nicht wie gewohnt an der WWW-Nabelschnur hängen und daher auch keinen Blog schreiben. Daher hört ihr ziemlich sicher erst Ende August wieder von uns.
Wir schicken euch viele heisse Sonnenstrahlen in die Schweiz, bis bald!

Noch ein P.S. von der RoMe-Flohmi-Front: Wer Interesse an einem niegelnagelneuen Akku für die Canon EOS 1000D/450D/500D hat, kann sich bei uns melden.

Montag, 18. Juli 2011

Dem Mekong entlang...

Unsere Reise führt momentan dem Mekong-Fluss entlang. Stromaufwärts gings durch den Nordosten von Kambodscha, vorbei an leuchtgrünen Reisfeldern und weiten Ebenen ohne die kleinste Erhebung. Leider, leider gibt es wegen den steigenden Treibstoffpreisen und neu gebauten „Highways“ keine regelmässigen Bootsfahrten mehr auf dem Mekong und wir mussten uns mit dem Bus begnügen. Die früher boomenden Schifffahrtsunternehmen sind gegen Transportmöglichkeiten auf der Strasse, die einen mittlerweile halb so viel kosten und mit denen man meistens doppelt so schnell vorwärts kommt, seit längerem nicht mehr konkurrenzfähig. Sobald sich der Fluss der Grenze nähert, wird er immer breiter und entwickelt sich in Laos zu einem mittelgrossen See mit vielen kleinen Inseln. Diese Region wird Si Phan Don, das heisst“ 4000 Inseln“, genannt. Obwohl, 4000 Inseln sinds erst, wenn man auch jede kleine Sandbank mitzählt. Da das Gefälle im Mekong hier sehr gross ist, haben sich um die Inseln etliche pompöse Wasserfälle gebildet. Besonders jetzt in der Regensaison sind diese ein unheimlich schäumendes und tosendes Erlebnis.
Nach 8 (!) Wochen Kambodscha (natürlich inkl. Englisch unterrichten) sind wir nun im Süden von Laos auf einer der 4000 Inseln im Mekong gestrandet. Wie schon oft auf unserer Reise können wir von den Vornehmlichkeiten der „Low-Season“ profitieren. Eigentlich sind wir auf einer berühmt berüchtigten  Partyinsel gelandet (die Don Det heisst). Da es jedoch momentan sehr wenig Reisende hat, erinnert die entspannte Stimmung eher an Café Crème bei Schubert als an Schümli-Pflümli bei Anton aus Tirol. Wir können allerdings trotzdem die gute Infrastruktur mit 24h-Elektrizität, sauberen Bungalows und guten Restaurants nutzen.
Unser derzeit weitaus am häufigsten benutztes Transportmittel für Erkundungstouren ist das Velo. In jedem Ort oder Stadt mieten wir früher oder später zwei Drahtesel und radeln, egal obs Katzen hagelt oder Söühünd schneit, durch die Landschaft. Die zur Vermietung feilgebotenen Velos sind oft mehr schlecht als recht gewartete Metallgestelle mit Rädern, bei denen man froh sein muss, wenn wenigstens eine Bremse halb funktioniert. Da es jedoch meistens geradeaus geht, spielt das nicht so eine grosse Rolle und das velölen durch Reisfelder und Dörfer macht riesen Spass. Es entstehen oft amüsante und eindrückliche Begegnungen mit Einheimischen, die Hühner, Rinder und Gänse springen immer erst im letzten Moment aus dem Weg (als ob sie‘s extra machen) und Sport hat man dazu auch noch gemacht.
Da wir ja nicht nonstop auf Achse sein können, vertreiben wir unsere Zeit oft mit Bücher lesen. Diese werden in Mengen verschlungen wie zu guten alten Zeit mit TKKG-Geschichten und SJW-Heftern. Roger hat sich in den letzten Tagen eine 639-seitige Love-Story (normalerweise nicht sein Lieblings-Genre)  aus dem 2. Weltkrieg zu Gemüte geführt und war drei Tage lang praktisch nicht mehr ansprechbar. Dummerweise stellte sich auf der letzten Seite heraus, dass das Buch erst Teil 1 ein langen Geschichte und der Schluss gar kein Schluss ist, bzw. alles offen lässt. Er war so frustriert darüber, dass er die ganze Nacht nicht mehr schlafen konnte.

Das etwas andere Transportmittel, in Kratie jedoch sehr verbreitet

Die drei Herren der kambodschanischen Regierungspartei. Und nein, sie sind keine Brüder...

Unser Mittagessen wird zubereitet. Ein bisschen wie eine Jubla-Lagerküche.

Sie wollte unbedingt mit auf die Velotour...

Quasi das fahrende Volg-Lädeli von Don Det

Das schlicht unschlagbare Verkaufsargument

Don Det in grün

Eindrückliche Wassermassen des Mekong

Mittwoch, 6. Juli 2011

Tschüssdibüss Siem Reap

Morgen werden wir unsere temporäre Heimat Siem Reap verlassen und die Reise Richtung Nordosten von Kambodscha fortsetzen. Der Abschied ist nicht ganz einfach, denn wir haben hier ein kleines, schönes Daheim mit vielen lieben Leuten gefunden. Sara und Paul haben uns die letzten paar Wochen wie beste Freunde „aufgenommen“ und wir durften viele gemütliche und interessante Stunden mit ihnen verbringen. Nochmals vielen Dank euch zwei!
Bereits letzte Woche haben wir unserer Schulklasse „Bye Bye“ gesagt und dabei ist das eine oder andere Tränchen geflossen. Die fünf Wochen Englisch unterrichten waren eine anstrengende, jedoch sehr bereichernde Erfahrung. Zum einen war es rein inhaltlich eine Herausforderung, den Kindern eine Sprache zu vermitteln, deren Schrift, Grammatik und Aufbau sich so sehr von der hiesigen „Khmer“-Sprache unterscheidet (aus diesem Blickwinkel sind sich z.B. Deutsch und Englisch sehr ähnlich). Zum anderen erlebten wir unzählige kulturbedingte Situationen, die uns überraschten, überforderten, zum Lachen oder auf die Palme brachten. Dabei mussten wir uns oft überlegen, ob wir nun etwas auf die Schweizer Art angehen sollen, oder zu versuchen, das Ganze mit asiatischer Gemütlichkeit zu lösen.
Nach dem Abschied in der Schule des Waisenhauses haben wir noch das obligatorische Touristenprogramm erledigt und die Angkor Tempel besucht. Die riesigen und imposanten Anlagen haben uns einmal mehr beeindruckt. Dadurch dass alles so weitläufig ist (über 1000 Tempel und Heiligtümer auf 200
km2), fanden wir viele kleinere Tempel ziemlich verlassen vor und kamen uns beim rumkraxeln in der brütenden tropischen Hitze wie die früheren französischen „Entdecker“ und Forscher im 19. Jahrhundert vor. Eindrücklich ist auch, welche Bemühungen von verschiedenen Ländern in die Restauration von einzelnen Tempeln gesteckt werden. So wurde z.B. vor ein paar Tagen in Anwesenheit des französischen Premierministers und König Norodom die Fertigstellung der 16-jährigen (!) Restauration des Baphuon Tempels gefeiert.
Ein weiterer Ausflug führte in die Nähe des Tonle Sap, dem grössten See Südostasiens. Jedes Jahr ist der See Schauplatz eines weltweit einzigartigen Naturphänomens. Und das geht so: Der Ausfluss des Tonle Saps (Tonle Sap Fluss genannt) mündet in den Mekong. Ab  Juni führt der Mekong aufgrund der Regenfälle und des Schmelzwassers aus dem Himalaya bis zu viermal mehr Wasser. Das führt dazu, dass die Wassermassen in den Tonle Sap Fluss drängen und dieser die Flussrichtung wechselt. Das Wasser fliesst nun plötzlich statt aus dem See in den See, und die Oberfläche des Tonle Saps wächst bis September von den ursprünglichen 3000
km2auf  über 10‘000 km2 an. Der gewachsene See überflutet so ein Grossteil der angrenzenden Landwirtschaftsfläche und Dörfer. Das ist der Grund, warum alle Häuser um den See auf meterhohen Stelzen gebaut sind, damit sie nicht zerstört werden. Momentan ist der See jedoch noch im „Babystadium“ und die Stelzen-Dörfer auf dem Land bieten einen ziemlich skurillen Anblick. Die Pfahlbauer sind hier also noch nicht ausgestorben.
Weitere Pendenzen waren noch Blutspenden im Kinderspital von Dr. Beat Richner und für Roger das Probieren von kleinen, fritierten Heugümpern. Beides wurde mit Bravour erfüllt.


Helloooo, what's your name?

Stelzenhäuser in der Nähe des Tonle Sap

Girls Connection

Unsere Klasse beim Abschiedsfoto

Das kommt raus, wenn man beim Drücken des Auslörs niesen muss

Die Eingangstüre steht noch...

Trotz pompöser Tempel  ist auch filigrane Feinarbeit möglich

Chhin, unser Stamm-TukTuk-Fahrer

Angkor = Vergangenene Zivilisationen und Natur