Donnerstag, 26. Januar 2012

Bye Bye Indien

Der Kommunismus ist uns auf der bisherigen Reise schon ein paar Mal über den Weg stolziert. In Kambodscha in Gestalt eines fürchterlichen Gespensts aus der Vergangenheit namens Khmer Rouge, in Vietnam und Laos als eine alleinherrschende Staatsmacht und in Nepal als in die Regierung einbezogene Splitterparteien. Der Kommunismus als Staatsform konnte aus unserer Sicht bei weitem nicht überzeugen und ist für uns Europäer halt eher ein verstaubtes Überbleibsel aus dem 20. Jahrhundert.  Der indische Staat Kerala zeigt jedoch, dass Politiker, die den Maximen Karl Marx’s nacheifern, durchaus auch Überdurchschnittliches leisten und einen bestens funktionierenden Verwaltungsapparat aufbauen können. Kerala wird seit Ende 50er-Jahre mehrheitlich von Kommunisten regiert, bezeichnenderweise die erste demokratisch  gewählte kommunistische Regierung der Welt.  Ihr Fähigkeitsausweis kann sich zeigen lassen: Die Alphabetisierungsrate beträgt 91% (eine der höchsten aller Entwicklungs-/Schwellenländer), die Kindersterblichkeit beträgt nur ein Fünftel des nationalen Durchschnitts, während die Lebenserwartung bei 73 Jahren liegt, 10 Jahre höher als beim Rest des Landes. Den einzigen Preis, den die Kerala-Bürger dafür zahlen müssen:  Der ganze Staat ist zugedeckt mit roten Fähnchen, Hammer/Sichel-Symbolen, kommunistischen Durchhalteparolen und Porträts von Marx, Lenin und sogar Che Guevara. Mit Blick auf die Erfolge im Bildungs- und Gesundheitswesen jedoch sicherlich gut auszuhalten.
Die Hauptattraktion, warum viele Touristen nach Kerala kommen, sind die „Backwaters“. Ein verästelndes System aus kleineren und grösseren Flüssen, die sich durch schattige Palmenlandschaften schlängeln.  Wir mieteten uns ein Hausboot inkl. Kapitän und Koch und liessen uns einen Tag lang auf den 900km langen Wasserstrassen herum chauffieren, vorbei an riesigen Fischernetzen, Zuchtanlagen für Krebse, Kokos-Plantagen und Verladestationen für Cashewnüsse und anderes Allerlei. Übernachtet haben wir unter freiem Himmel, begleitet durch eine anspruchsvolle Summ-Symphonie, engagiert vorgetragen durch ein tausendköpfiges Moskito-Orchester.
Weiter gings in die Berge in das Wayanad Wildlife Sanctuary, wo einem beinahe garantiert wird, wilde Elefanten erspähen zu können. Und prompt, morgens um sieben Uhr entdeckten wir von unserem Jeep aus die erste Elefantenfamilie, die unüberhörbar durchs Dickicht stampfte. Weitere Elefantengruppen zeigten sich uns beim Eindunkeln, einem standen wir sogar ziemlich Auge-um-Stosszahn gegenüber. Da wächst in einem ein etwas mulmiges Gefühl, da unser Gegenüber nicht viele Gemeinsamkeiten mit einem verhätschelten Kinderzoo-Elefanten hatte.
Eine Tagesreise weiter kamen wir schliesslich in der Bergkleinstadt Ooty an. Umgeben von endlosen Tee- und Kaffee-Plantagen ist Ooty zwar idyllisch gelegen, wir hatten jedoch ziemliche Mühe, uns richtig anzuklimatisieren. Kein Wunder, wir befanden uns auch auf 2240 m.ü.M.. Die Nächte waren saukalt (besonders in unseren ungeheizten Zimmern ohne Warmwasser) und weil wir uns nicht im Geringsten auf diese Temperaturen eingestellt hatten, waren wir zugegenebermassen mittelschwer bis schwer geschockt. Die beiden Damen entschieden dann, dass sie sich diese Kälte nicht gefallen lassen wollten und wir buchten spontan einen Nachtbus zurück an die Küste. Nach Mamallapuram, dem Ort mit dem besten Fruchtsalat in ganz Indien.
Hier sitzen wir nun, an der wiedergefundenen Wärme, und lassen die vergangenen 2 ½ Monate Indien Revue passieren. By the way, 2 ½ Monate ohne Regen, wie wir gemerkt haben. Der Indien-Abschied naht, morgen geht’s mit dem Flieger nach Sri Lanka. Yupiii…



Einen Einblick in unseren Reisealltag: Morgendliches Zeitung lesen ...


... warten an der Bushaltestelle ...


... eingequetscht im Bus fahren ...


... am Bahnhof ankommen und dann auf den Zug warten.


Unser Hausboot mit Melanie und Marlène in der Aussichtsbadewanne


Eine ganz normale Strasse in Kerala, geschmückt von der CPI (Communist Party of India)


Strassenarbeiten in Fort Kochi


Wir feiern Walti Spänis Geburtstag, mit seinem Geburi-Kuchen, den er leider nie gesehen hat


Gefährlich naher Bison


... und auch bei ihm wollten wir nicht mehr näher ran


Bunter Gemüsemarkt in Ooty


M&M beim pöstelen



Rickshaw inmitten grüner Teeplantagen


Marlène und Roger tanzen den Tea-Boogie

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