Dienstag, 3. Juli 2012

Einen Hick in der Fichte


Glüezi mitenand! Wil sind zulück und del Blog ist wiedel up-to-date, jedoch nul fül kulze Zeit. Abel alles schön del Leihe nach…
China empfing uns mit 5-spurigen Strassen durch die Innenstadt, Nudelsuppe aus dem Kartontopf und einer beispiellosen Internetzensur. Wir konnten tatsächlich den ganzen letzten Monat nicht mehr auf unseren Blog zugreifen. Auch Facebook, YouTube und ein grosser Teil der Google-Dienstleistungen waren tabu. Alle kleineren und grösseren Internetricklein, die uns z.B. in Vietnam oder Burma ohne Mühe ans Ziel brachten, prallten diesmal kläglich an der grossen chinesischen Firewall ab. Im Namen der chinesischen Regierung entschuldigen wir uns bei euch für diese Unannehmlichkeiten und für den bedauernswerten Umstand, dass unser Blog so lange auf Eis gelegt war. Solly!
Nach einem kurzen Intermezzo in der Millionenstadt Guangzhou und einer 26-stündigen, ganze 2‘116 Kilometer langen Zugfahrt trafen wir in Xian, der Stadt der Terracotta Krieger, Guido und Alvine, die mit uns nun einen knappen Monat lang Tibet und China bereist haben.  Apropos Tibet.  Wir würden diesem wunderbaren Land nicht gerecht werden, wenn wir es hier zwischen Sätzen über chinesische Zensur und grillierte Frösche (kommt noch, kommt noch) hinein quetschen würden. Daher folgt in einem zweiten, nachfolgenden Blogeintrag ein „Tibet-Special“, in dem es seinen wohlverdienten Platz erhält.
China ist ein Land, das es schafft, Reisenden wie uns regelmässig die Kinnlade runter zu klappen. Und wir haben ja doch schon einiges gesehen und die eine oder andere Reiseerfahrung in unser Rucksäckli gepackt. Dieses Kinnladen-Runterklappen bezieht sich hauptsächlich auf den chinesischen Bauwahn. Dieses Land wird regelrecht zugepflastert. Riesige Wohnüberbauungen schiessen wie Unkraut aus dem Boden. 50, 60 identische Wohnblöcke à 30 Stockwerken, identische Farbe, auf scheinbar kleinstem Raum zusammengepfercht. Unzählige neue Eisenbahnlinien und Autobahnen sind im Bau. Meistens wird direkt eine neue Linienführung gebaut, nichts von wegen Strassen verbreitern oder Spurausbau. Die geschäftigen Ingenieure konstruieren neue gigantische Viadukte, lassen halbe Berge abtragen und schon wird der Beton von neuem gemischt. Der Glaube in Fortschritt und neue Technologien scheint unbegrenzt, stehen hier doch z.B. Atomkraftwerke in den Vorstädten rum wie an anderen Orten IKEA-Filialen. Beim Bestaunen dieser Bauwerke kam Roger oft der gutschweizerische Spruch seines ehemaligen Arbeitskollegen in den Sinn: „Die haben doch alle einen Hick in der Fichte!“
Schlendert man abends durch Chinas Strassen, überrascht einen den Kinnladen-Effekt von neuem. Dem Pudel wird im Schaufenster ein rassiger Haarschnitt verpasst, die Frösche stehen sich im Aquarium die Füsse platt (bis sie vom Grillmeister „erlöst“ werden) und an jeder Ecke werden einem Hühnerfüsse oder Schweinsschnäuzchen angeboten.
Obwohl die wenigsten Chinesen ein Wort Englisch sprechen und wir bei all den Schriftzeichen nicht mal Bahnhof verstehen, funktioniert die gegenseitige Verständigung dank universellen Handbewegungen und Grimassen überraschend gut. Das Essen, lässt man merkwürdige Tierkörperteile mal weg, ist vorzüglich und man kann auch ohne weiteres einmal die Vegetarier-Fahne raushängen. Ebenso sind die Chinesen, lässt man auch hier ihre merkwürdigen Grunzlaute und das Rumspucken mal weg, sehr herzlich und hilfsbereit, auch wenn sie zuerst einmal den „suure Stei“ spielen.
Alles in allem haben wir entschieden, dass das Kapitel China für uns noch nicht abgeschlossen ist und werden nun in Hong Kong ein neues China-Visum beantragen. In der Zwischenzeit lassen wir uns vom Trubel ums hiesige Drachenbootrennen mit grosser internationaler Beteiligung anstecken und bestaunen die bunt flimmernden Hong-Kongschen Neon-Schilder.

Die berühmten Terracotta-Krieger in Reih und Glied. Und sie vermehren sich von Tag zu Tag...

Dubiose Felle zum Verkauf

Spielen und Wetten geben sich in China die Hand

Neu und alt - die imposante Stadtmauer von Xian

Gemästete Kröten

Pudel beim Coiffeur. Chic nicht?!

Höcklen im Park...

... mit chinesischer Beteiligung

Und weil sie so schön war (und sich Roger ein Kamera-Stativ gekauft hat): Südportal der imposanten Stadtmauer von Xian

Guido, blaue Tasche, Melanie und Alvine

Plauderminütchen

Dann doch lieber Cervelat...

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