Der Medaillenspiegel der olympischen Sommerspiele in London
zeigt eindrücklich, dass der (Leistungs-)Sport in China definitiv kein tristes
Stiefmütterchendasein fristet. Hier werden Sportler in jungen Jahren im grossen
Stil selektioniert und gefördert. Dies mit einer Selbstverständlichkeit, dass
die zahlreichen Goldmedaillen, die momentan täglich von den Sportlern in der
Ankunftshalle des Pekinger Flughafens im Blitzlichtgewitter spazieren geführt
werden, von Chinesen als das Normalste der Welt betrachtet werden. Auch Herr
und Frau Chinoise ohne olympische Ambitionen zeigen einen imponierenden
Bewegungsdrang. Männer und Frauen, teils im hohen Alter, findet man in
beträchtlicher Zahl beim Eindunkeln in Pärken, auf Parkplätzen oder auf dem
Trottoir beim Tai Chi, Badminton spielen oder tanzen. So entstehen oft diese
grossartigen China-Momente, die wir an diesem Land so lieben, wenn wir z.B.
spätabends hundemüde aus der Metro-Station steigen, nur noch ins Bett fallen
wollen und beim Metroausgang von einer Horde in Reihen stehenden Frauen
zwischen 20 und 70 begrüsst werden, die zu einem Disco-Schlager namens „Sexy
Music“ engagiert ihre Hüften schwingen.
Ein Einwohner Chinas mit weniger Bewegungsdrang ist der Grosse Pandabär. Er
geniesst in China eine riesen Popularität (Panda-Wilderer und Pelzhändler wurden
schon mehrmals zum Tode verurteilt) und verschiedene Forschungszentren und
Aufzuchtsstationen sorgen dafür, dass die Zahl der in Gefangenschaft lebenden
Tiere von Jahr zu Jahr steigt. In der Wildnis hat der Grosse Panda jedoch eine immer
geringere Überlebenschance und es sieht so aus, als ob er in ein paar
Jahrzehnten in der Wildnis ausgerottet sein könnte, in Zoos jedoch so oft wie
noch nie zu sehen sein wird.
Ein weiteres China-Unikum fanden wir in Shanghai. In einem Park wird täglich
ein inoffizieller „Heiratsmarkt“ veranstaltet. Zahlreiche Mütter und Väter
bieten auf Plakaten ihre noch nicht verheirateten Söhne und Töchter feil und
versuchen so mit anderen Eltern in Kontakt zu kommen, die ebenfalls mögliche Kandidaten
für ihre Schützlinge suchen. Ein Vater schätzte, dass 80% aller Eltern im Park
ohne das Wissen ihrer Kinder dort sind und versuchen, ihre Kinder möglichst
unbemerkt zu verkuppeln.
Die letzten Tage in China verbrachten wir in Grossstädten wie Hangzhou,
Shanghai und Peking, die mit grossartigen historischen und neuzeitlichen
Bauwerken aufwarten. Allen voran die Grosse Mauer, die sich wie eh und je ihren
Weg durch die smogverhüllten Hügel um Peking schlängelt. Ebenfalls in die Kategorie
grossartiger Bauwerke gehört die neue Zugstrecke zwischen Shanghai und Peking,
dank der wir mit dem über 300 km/h schnellen Zug die 1‘318 km in unter 5
Stunden meistern konnten. Der pure Wahnsinn!
Nach zwei Monaten China geht’s nun wieder in zensurfreie Gebiete. Obwohl man
fairerweise sagen muss, dass die Regierung nur einzelne Teilbereiche und Themen
des öffentlichen Lebens zensurieren (z.B. Tibet). Über Proteste von
Dorfbewohnern, die gegen geplante Fabrikbauten auf die Strasse gehen, wird in
den Medien ausführlich berichtet und wir konnten schon einige sehr
regierungskritische Kommentare in lokalen Zeitungen lesen. Zudem dominieren
auch hier Artikel über Syrien oder den Apple/Samsung-Prozess die
Berichterstattung.
18 Monate sind wir jetzt bereits in Asien gereist und langsam langsam geht’s zurück
nach Hause. Wir nehmen die Transsibirische Eisenbahn von Peking nach Moskau,
machen einen Zwischenstopp in der Mongolei und werden zuletzt einige
osteuropäische Länder besuchen bevor wir Mitte September Schweizer Boden
betreten. Ein Nachhause-Kommen in Raten, schön Schritt für Schritt, damits bis
zuletzt auch die hinterste Hirnzelle kapiert hat, dass unsere Reise bald vorbei
ist.
 |
Chinesen sind ein tanzfreudiges Volk, auch wenn die "Freude" auf den ersten Blick nicht immer ersichtlich ist... |
 |
Grosse Pandas beim Zmorgen-Schmaus |
 |
Der Rote Panda steht ungerechterweise im Schatten seiner grossen Namensvettern. Hat er definitiv nicht verdient. |
 |
Der Bahnhof von Chengdu, blitzblank sauber |
 |
Nette Bekanntschaften im Zug-Schlafabteil, die einem schon vor dem Mittag ein Bier anbieten |
 |
Shanghai. Punkt. |
 |
wo dure gaht's? bim Vorhang links... |
 |
Auch in China gibts noch schmalle Gassen |
 |
RoMe aus der Käfer-Perspektive |
 |
Mao bestaunt sein Volk |
 |
Wasserfontänen beigeistern Kinder nicht nur auf dem Bundesplatz |
 |
Eines der unzähligen abstrusen Gefährte, die man auf Pekings Strasse antrifft |
 |
Wir hätten ihn gerne gerettet, wäre er nicht ganz so gross gewesen... |
 |
Die grosse Mauer vor Ankunft der Tour-Busse |
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen