Sonntag, 12. August 2012

Sexy Music à la Chinoise


Der Medaillenspiegel der olympischen Sommerspiele in London zeigt eindrücklich, dass der (Leistungs-)Sport in China definitiv kein tristes Stiefmütterchendasein fristet. Hier werden Sportler in jungen Jahren im grossen Stil selektioniert und gefördert. Dies mit einer Selbstverständlichkeit, dass die zahlreichen Goldmedaillen, die momentan täglich von den Sportlern in der Ankunftshalle des Pekinger Flughafens im Blitzlichtgewitter spazieren geführt werden, von Chinesen als das Normalste der Welt betrachtet werden. Auch Herr und Frau Chinoise ohne olympische Ambitionen zeigen einen imponierenden Bewegungsdrang. Männer und Frauen, teils im hohen Alter, findet man in beträchtlicher Zahl beim Eindunkeln in Pärken, auf Parkplätzen oder auf dem Trottoir beim Tai Chi, Badminton spielen oder tanzen. So entstehen oft diese grossartigen China-Momente, die wir an diesem Land so lieben, wenn wir z.B. spätabends hundemüde aus der Metro-Station steigen, nur noch ins Bett fallen wollen und beim Metroausgang von einer Horde in Reihen stehenden Frauen zwischen 20 und 70 begrüsst werden, die zu einem Disco-Schlager namens „Sexy Music“ engagiert ihre Hüften schwingen.
Ein Einwohner Chinas mit weniger Bewegungsdrang ist der Grosse Pandabär. Er geniesst in China eine riesen Popularität (Panda-Wilderer und Pelzhändler wurden schon mehrmals zum Tode verurteilt) und verschiedene Forschungszentren und Aufzuchtsstationen sorgen dafür, dass die Zahl der in Gefangenschaft lebenden Tiere von Jahr zu Jahr steigt. In der Wildnis hat der Grosse Panda jedoch eine immer geringere Überlebenschance und es sieht so aus, als ob er in ein paar Jahrzehnten in der Wildnis ausgerottet sein könnte, in Zoos jedoch so oft wie noch nie zu sehen sein wird.
Ein weiteres China-Unikum fanden wir in Shanghai. In einem Park wird täglich ein inoffizieller „Heiratsmarkt“ veranstaltet. Zahlreiche Mütter und Väter bieten auf Plakaten ihre noch nicht verheirateten Söhne und Töchter feil und versuchen so mit anderen Eltern in Kontakt zu kommen, die ebenfalls mögliche Kandidaten für ihre Schützlinge suchen. Ein Vater schätzte, dass 80% aller Eltern im Park ohne das Wissen ihrer Kinder dort sind und versuchen, ihre Kinder möglichst unbemerkt zu verkuppeln.
Die letzten Tage in China verbrachten wir in Grossstädten wie Hangzhou, Shanghai und Peking, die mit grossartigen historischen und neuzeitlichen Bauwerken aufwarten. Allen voran die Grosse Mauer, die sich wie eh und je ihren Weg durch die smogverhüllten Hügel um Peking schlängelt. Ebenfalls in die Kategorie grossartiger Bauwerke gehört die neue Zugstrecke zwischen Shanghai und Peking, dank der wir mit dem über 300 km/h schnellen Zug die 1‘318 km in unter 5 Stunden meistern konnten. Der pure Wahnsinn!
Nach zwei Monaten China geht’s nun wieder in zensurfreie Gebiete. Obwohl man fairerweise sagen muss, dass die Regierung nur einzelne Teilbereiche und Themen des öffentlichen Lebens zensurieren (z.B. Tibet). Über Proteste von Dorfbewohnern, die gegen geplante Fabrikbauten auf die Strasse gehen, wird in den Medien ausführlich berichtet und wir konnten schon einige sehr regierungskritische Kommentare in lokalen Zeitungen lesen. Zudem dominieren auch hier Artikel über Syrien oder den Apple/Samsung-Prozess die Berichterstattung.
18 Monate sind wir jetzt bereits in Asien gereist und langsam langsam geht’s zurück nach Hause. Wir nehmen die Transsibirische Eisenbahn von Peking nach Moskau, machen einen Zwischenstopp in der Mongolei und werden zuletzt einige osteuropäische Länder besuchen bevor wir Mitte September Schweizer Boden betreten. Ein Nachhause-Kommen in Raten, schön Schritt für Schritt, damits bis zuletzt auch die hinterste Hirnzelle kapiert hat, dass unsere Reise bald vorbei ist.

Chinesen sind ein tanzfreudiges Volk, auch wenn die "Freude" auf den ersten Blick nicht immer ersichtlich ist...

Grosse Pandas beim Zmorgen-Schmaus

Der Rote Panda steht ungerechterweise im Schatten seiner grossen Namensvettern. Hat er definitiv nicht verdient.

Der Bahnhof von Chengdu, blitzblank sauber

Nette Bekanntschaften im Zug-Schlafabteil, die einem schon vor dem Mittag ein Bier anbieten

Shanghai. Punkt.

wo dure gaht's? bim Vorhang links...

Auch in China gibts noch schmalle Gassen

RoMe aus der Käfer-Perspektive

Mao bestaunt sein Volk

Wasserfontänen beigeistern Kinder nicht nur auf dem Bundesplatz

Eines der unzähligen abstrusen Gefährte, die man auf Pekings Strasse antrifft

Wir hätten ihn gerne gerettet, wäre er nicht ganz so gross gewesen...

Die grosse Mauer vor Ankunft der Tour-Busse

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