Unsere Reise ist ein ständiges Hoi und Tschüss sagen. Zum
Beispiel Tschüss sagen an Marlène, die uns als inspirierendes Reisegspändli
ganze sechs Wochen lang begleitet hat. Oder Hoi sagen an Christof und Täschi,
die wir für zwei Tage (und vor allem Nächte) in Kuala Lumpur getroffen haben. Zudem
lernen wir oft andere nette Menschen aus allen hehren Ländern kennen,
verbringen einen oder mehrere Tage mit ihnen, und nachdem wir sie so richtig
liebgewonnen haben, müssen wir uns bereits auf ein potentielles
Nie-mehr-Wiedersehen von ihnen verabschieden, da sie eine andere Route nehmen
oder ihre Ferien bereits zu Ende sind. Das ist wohl das harte Los von
Langzeitreisenden…
Nach ein paar restlichen (und eben tschüss-sagenden) Tagen an den Stränden Sri
Lankas gings für uns weiter für einen kurzen Zwischenstopp in Kuala Lumpur,
Malaysia, wo wir wichtige Dinge wie Impfungen und Visa besorgen mussten. Und
das kurzzeitige Wiedersehen mit Christof und Täschi feierten. Kuala Lumpur ist
eine Mega-Stadt, die sich in manchen Dingen wenig von einer europäischen
Grossstadt unterscheidet. So konnten wir auf der einen Seite herausgeputzte
Einkaufscenter und edle Modegeschäfte bestaunen, mussten andererseits aber auch
zähneknirschend hinnehmen, dass die Tollwutimpfung hier gleichviel kostet wie
in der Hochpreisinsel Schweiz.
Anschliessend gings weiter auf die Insel Penang, von wo wir die Fähre zur
Überfahrt nach Sumatra in Indonesien besteigen wollten. Es blieb beim wollen.
Nach Ankunft in Penang mussten wir erfahren, dass der Fährbetrieb seit über
einem Jahr eingestellt ist. Die Schiffsgesellschaft konnte anscheinend die
Kosten nicht mehr stemmen, die die Rückschaffung von indonesischen Emigranten (deren
Papiere von Malaysia als ungenügend deklariert wurden) verursachten. Trotz
längerer Recherche in Reiseführern und im Internet ist uns diese doch wesentliche
Information durch die Lappen gegangen. Vor 20 Jahren wären wir nun so richtig
aufgeschmissen gewesen, nicht jedoch im Zeitalter von Internet und Billig-Fluggesellschaften.
Ein paar Klicks und Tastaturtippen abends um 20 Uhr, und schon waren unsere zwei
Sitze in der am darauffolgenden Tag startenden Propellermaschine gebucht. Naja,
ein Flug ist halt nicht so romantisch wie eine Schiffsankunft in einem neuen
Land, dafür dauerts nur 50 Minuten anstatt 8 Stunden.
Bevor wir weiterfahren, lohnt sich etwas Zahlenspielerei, um dieses riesige und
sehr abenteuerliche Land Indonesien vorzustellen: Nach China, Indien und den
USA das 4. bevölkerungsreichste Land der Welt, 1‘920‘000 km2, 17'000
Inseln (wovon nur 8000 bewohnt sind), 300 verschiedene Sprachen und 129 noch
aktive Vulkane. Ein grosser Teil der Fläche Indonesiens wird von Sumatra
beansprucht, das für seinen riesigen Regenwald berühmt ist. Dorthin machten wir
uns auf, um die letzten verbliebenen Orangutans zu beobachten. Obwohl sie im
Zürcher Zoo sehr populär sind und wohl in einer „Wie viele Besucher stehen im
Durchschnitt vor meinem Käfig“-Rangliste eine Topplatz besetzen würden, gibt’s
von denen nur noch ein paar Tausend, und nur noch in den Regenwäldern Sumatras
und Borneos. Nach einer Stunde Dschungel-Trekking begegneten wir bereits
unserer haarigen Cousine, die sich in ihrem rostfarbenem Fell gut sichtbar von
Baum zu Liane und zurück hangelte, dicht gefolgt von ihrem 3-jährigem Baby. Ein
grandioser Anblick, wie sich diese riesigen Affen scheinbar mühelos fortbewegen
und die kleinen, biegsamen Dschungelbäume dabei fast einknicken. Alle Orangutans,
die wir entdeckten, waren „semi-wild“, das heisst sie wurden von lokalen
Forschern und Tierschützern aufgezogen und anschliessend in die Freiheit
ausgesetzt. Eine bitter nötige Praxis, denn ein Orangutan-Weibchen gebärt im
Schnitt lediglich alle sechs Jahre ein Junges. Während unseren zwei Tagen im
Regenwald (inkl. Übernachtung im Zelt) schwangen sich noch diverse weitere
Affenarten durch unser Sichtfeld und auch unsere obligaten „Überall wo’s ein
bisschen feucht ist“-Begleiter, die Blutegel, versuchten wacker ihren Anteil
aus unserem Blutkreislauf abzuzweigen. Ist wohl das harte Los von
Regenwald-Entdeckern…
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Sonnenaufgang in Mirissa, Sri Lanka
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Da stand noch kein Bier auf dem Tisch: Ausgang mit Christof
und Täschi
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Entzückt jedes Fleischesser-Herz: Hasenburger, Kamelburger,
Hirschburger, Katzenfischburger usw. in Kuala Lumpur, Malaysia
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Der Bildbeweis für Marlène: Auch in Malaysia gibt’s Chai
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Leuchtendes Wahrzeichen von Kuala Lumpur: die Petronas Twin
Towers
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Der extravagante Thomas Leaf Monkey…
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… mit Nachwuchs
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Sieht uns doch ziemlich ähnlich: Orangutan…
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… ebenfalls mit Nachwuchs
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Da muss man nicht mehr ins Alpamare…
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Regenwaldfrühstück mit unseren holländischen Freunden
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