Sonntag, 27. März 2011

Wenn die Wasserbüffel im Vorgarten des Hotels grasen …


hat die Trockenzeit, sprich  Nebensaison, begonnen. Wir verbrachten unsere Tage in Pai zusammen mit Wasserbüffeln und Ochsen, und es war ganz idyllisch. Pai liegt im Nordwesten von Thailand, an der Grenze zu Burma, und ist ein wichtiger Treffpunkt für Veganer, Vegetarier, Hippies, Rastaköpfe und jede Art von Künstlern. Diese Leute machen jeden Ausflug ins Dorf zum farbigen Spektakel und den Restaurant-Besuch zur Herausforderung (hat jemand schon einmal einen Mango-Avocado-Honig-Shake probiert?).
Wiedermal konnten wir’s nicht lassen und wanderten einen Tag lang bei sengender Hitze durch die Berglandschaft. Begleitet wurden wir durch einen französischen Pharma-Inspektor und einen Trekking-Guide, der in einem Dorf der hiesigen Bergvölker aufgewachsen ist. Besonders die Grenzregionen zu Burma sind durch viele ethnische Minderheiten besiedelt, die von den Repressionen der burmesischen Regierung nach Thailand geflüchtet sind. Sie haben eine eigene Sprache, Religion und einen Lebensstil, der sich u.a. durch wundervolle farbige Kostüme auszeichnet. Einige dieser Völkergruppen werden von der thailändischen Regierung geduldet, müssen sich jedoch dem System mit Sprache, Ausbildung usw. anpassen. Wie trafen aber auch auf illegale Wanderarbeiter, die für einen Lohn von 4 Franken pro Tag auf dem Feld arbeiten und sich ihre Baracke mit 30 Kollegen teilen. Sie müssen sich andauernd verstecken und können das Dorf nicht verlassen, da sonst die Gefahr besteht, dass sie entdeckt und ausgeschafft werden. Der Grossgrundbesitzer hilft mit regelmässigen Zahlungen an die Ortspolizei etwas nach, damit sie auf ihren Patrouillen eines oder beide Augen zudrücken. Und die illegalen Immigranten wissen sich zu helfen, indem sie einfach Kostüme der „akzeptierten“ Völkerstämme anziehen und so nicht weiter auffallen.
Der letzte Abend in Pai bescherte uns noch einen mittelgrossen Schrecken, da ein Erdbeben der Stärke 7 unseren Bungalow schaukeln liess. Melanie reagierte superschnell und jagte den sich gerade rasierenden Roger ins Freie. Da das Zentrum des Erdbebens in Burma lag, ist uns und in der näheren Umgebung zum Glück nichts passiert.
Nach einem weiteren Trek in Chiang Rai haben wir uns nun bereits nach Laos aufgemacht und werden auf einer mehrtägigen Bootsfahrt auf dem Mekong der Stadt Luang Prabang zusteuern.


Dschungel-Lunch auf Bananenblätter

Fast wie in Knie's Kinderzoo

Spontane Begegnung mit Bewohnern eines Lahu-Dorfes

Jöö-Effekt hoch in den Bergen

Donnerstag, 24. März 2011

Chiang Mai - die Wohlfühlstadt

Chiang Mai hat unsere „Tage, an denen wir mit geschlossenen Schuhen nach draussen müssen“-Statistik gleich zu Beginn in die Höhe getrieben, da diese Stadt uns mit starkem Regen und unverschämt kühlen 20°C als Maximaltemperatur begrüsste. Wir fühlten uns daher dazu verpflichtet, unser schickes Hotelzimmer zu geniessen, Bücher zu verschlingen und auszuschlafen. Denn schon zwei Tage später war das Wetter wieder unternehmungswürdig und wir besuchten einen thailändischen Kochkurs. Wie alle geführten  Touren und Unternehmungen, die wir bis anhin erlebt haben, waren wir auch dieses Mal die einzigen zwei Teilnehmer und hat die zwei Kochlehrerinnen ganz für uns alleine. Es war amüsant, lehrreich, scharf und viel, viel zu viel. Wir kochten beide je sieben Gerichte und „mussten“ sie ja danach  auch noch selber essen! Bereits um halb 11 Uhr morgens haben wir  „Pad Thai und drunken noodles  extra scharf“ verschlungen!
Chiang Mai hat sich innert kürzester Zeit zu unserer momentanen Lieblingsstadt gemausert. Mit einem Töff erkundeten  wir die Umgebung, besuchten die schönsten Wochenendmärkte  und haben mit einem Ausflug auf den Doi Suthep, einen besonders goldigen Tempel auf dem Hausberg Chiang Mai’s, die grandiose Aussicht genossen. Nach dem abklappern von ein paar Reiseveranstaltern haben wir sogar ein Trekking-Angebot gefunden, welches nur Tageswanderungen ohne den üblichen Elefantenschnickschnack oder Bambusrafting beinhaltet. Wir genossen diesen Tag sehr, waren wir doch das erste Mal in einer 6-er Gruppe unterwegs. Und eines haben wir gleich noch dazugelernt: Glaube ja nicht, du kannst anhand des Schuhwerks des Trekking-Guides (Kroks, Flip-Flops oder Gummilatschen) abschätzen, wie streng (oder nicht streng) die Tageswanderung wird. 
Nach Chiang Mai warteten 467 Strassenkurven auf uns, bis wir nun  „seekrank“ in Pai , unserem nächsten Ziel, angekommen sind.

Roger übt sich im rote Currypaste zubereiten – es war einiges anstrengender als es aussieht

Doi Suthep - Anziehungspunkt für Touristen und Thais

Welchen Topf sollen wir jetzt nun unseren Mamis schenken?

Mittwoch, 16. März 2011

Von Bettwanzen und roten Steinhaufen


Wir mussten zuerst einmal leer schlucken, als wir, die Ereignisse in Japan im Hinterkopf, unseren letzten Blog-Eintrag mit den Tsunami-Warnschildern usw. nochmals anschauten. Hier in Thailand bekommen wir jedoch gar nicht so viel mit und müssen uns bei internationalen Nachrichtensendern und Zeitungen selber immer wieder updaten, was der Stand der Dinge in Japan ist.
Nach den ausgedehnten Wochen am Strand hat es uns nun ins Landesinnere von Thailand verschlagen, nach Kanchanaburi und Ayutthaya. Kanchanaburi ist berühmt für ihre Brücke über den Fluss Kwai, die Bestandteil der „Todes-Eisenbahn-Strecke“ von Thailand nach Burma war. Diese Strecke wurde von Kriegsgefangenen der Japaner während dem 2. Weltkrieg gebaut, über 100‘000 von ihnen bezahlten dafür mit ihrem Leben. In nur 16 Monaten wurden 415 km Eisenbahnschienen verlegt, inkl. Brücken, Tunnels und Bahnhöfe. Alles ohne die Hilfe von Maschinen und nur mit primitivem Werkzeug. Etliche Museen und Gedenkstätten berichten heute über die damals misslichen Bedingungen, unter denen die Kriegsgefangen zu arbeiten hatten.
Melanie musste in Kanchanaburi ebenfalls Bekanntschaft mit einer der hinterhältigsten Insektenart machen, die unser Planet montan zu bieten hat: die Bettwanze. Über 100 Stiche säumten Melanie von Kopf bis Fuss, die ihren Schlafplatz ausgerechnet auf dem Schlafplatz einer Horde Wanzen ausgesucht hatte (oder umgekehrt). Sie trug daher ein paar Tage lang den Spitznamen Fiona (frei nach der Ehefrau von Shrek) und wurde regelmässig von Thais auf ihre Stiche angesprochen. Inzwischen sind die grossen roten Punkte jedoch langsam wieder verheilt.
In Ayutthaya besichtigten wir die Überbleibsel der ehemals wichtigsten Handelsstadt von Südostasien. Wir strampelten etliche Kilometer auf dem Velo ab (bei knapp 40°, wohlbemerkt) und bestaunten die Ruinen von einstmals pompösen Palästen (manche nennen sie auch etwas despektierlich „rote Steinhaufen“).


Karton sammeln auf thailändisch

Ein Teil der ehemaligen Thailand-Burma Eisenbahnlinie

16/100 von Melanies Bettwanzen-Stiche

RoMe im Entrée des Palastes von König Ramathibodi I.
 

Dienstag, 8. März 2011

Die überflutete Insel


Es war einmal ein Hollywood-Star namens Leonardo di Caprio. Wenige Jahre nach seinem Welterfolg im tränenreichen Drama „Titanic“ drehte er im Jahr 2000 den Film „The Beach“. Die Story handelt von Backpackern, die das Paradies auf einer geheimnisvollen Insel entdecken. Ein Grossteil des Films wurde auf der Insel Koh Phi Phi abgedreht, die dadurch plötzliche Berühmtheit erlangte und anschliessend von Horden von Touristen überschwemmt wurde. An Weihnachten 2004 wurde sie von einer anderen „Macht“ überschwemmt, denn der Tsunami machte auch vor ihr nicht Halt. 4000 Menschen verloren ihr Leben, 70% aller Gebäude wurden zerstört, alles evakuiert und die Insel von den Behörden „geschlossen“. Dank grossem Einsatz von Inselbewohnern und sich freiwillig engagierenden Touristen konnte ein Grossteil der Infrastruktur wieder aufgebaut werden, ein Jahr später waren bereits wieder 1500 Hotelräume für die erwarteten Gäste bezugsbereit. Koh Phi Phi war bereit für die nächste Touristenflut.
Vom Tsunami ist heute nichts mehr zu sehen. Ein Grossteil der Touristen sind Jugendliche zwischen 18 und 25 Jahren, die hier ihre (Party-)Ferien verbringen. Das Dorf ist voll auf sie ausgerichtet: Irische Pubs, Live Fussball Übertragungen an jeder Ecke und etliche Souvenir- und „Bucket“-Verkaufsstände (Buckets sind ein Kunststoff-Chübeli in verschiedensten Grössen, wie wir sie früher im Sandkasten gebraucht haben, gefüllt mit Eis, Cola, Red Bull und Whisky, die man dann den ganzen Abend mit sich herumtragen kann) Die Party startet wie in Zürich erst um ca. 22 Uhr, was den grossen Vorteil hat, dass wir dann a) schon im Bett sind und b) die Strände am nächsten Morgen für uns alleine haben.
Mit wenig Aufwand kann man sich jedoch an einen Strand abseits vom „Bumm Bumm“ verziehen und findet dort das ursprüngliche Paradies vor. Lakersblaues Meer, feiner, weisser Strand, Palmen und das Riff zum Schnorcheln direkt vor dem Badetuch.
Wir haben nun Sand, Strand und Meer ausgiebig genossen und werden uns jetzt für längere Zeit davon verabschieden weil es in den nächsten Wochen ins Landesinnere geht.

Tsunami-Warnschilder - allgegenwärtig an der thailändischen Westküste
Die Ritter der Koh Lanta - Strasse
Ein altes Grossmutterrezept - Joghurt gegen Sonnenbrand
Wie kann man da nur widerstehen...

Donnerstag, 3. März 2011

Auf Spurensuche im Nationalpark


Frühmorgens schifften wir von Koh Samui über ans Festland von Thailand. Es war eine rauhe Fahrt und wir dankbar für unsere guten Mägen - es gab doch so einige seekranke Mitpassagiere. Kaum am Pier angekommen ging es  weiter in einem rasenden Minibus in Richtung Nationalpark. Nach einigen Stunden lärmiger Thai-Kampf-Filmszenen und rüpliger  Rasertechnik kamen wir im Khao Sok Nationalpark an. Und ab dann war „holiday“ angesagt. „Slowly, slowly, holiday, holiday“-war der Standardspruch der sehr zuvorkommenden Hostelcrew im Nationalpark. Und wir nahmen ihn uns zu Herzen. Ganz gemütlich starteten wir mit einer Kajaktour den Fluss runter - nicht mal rudern mussten wir selber. Durften einfach umherschauen, geniessen und sich einen Sport daraus machen, wer mehr Tiere entdeckt.  Am Abend starteten wir dann noch eine Night-Safari. Ausgerüstet mit langen Hosen, guten Schuhen, Taschenlampen und besprayt mit Antibrumm von Kopf bis Fuss konnte das Abenteuer beginnen. Wir haben viele Augenpaare leuchten sehen in der Dunkelheit, diverse Lockrufe gehört und auch das eine oder andere grössere Tier davonschleichen sehen oder hören.
Tags darauf wagten wir uns an einen „easy-Tagestrekking“. Ganz gemütlich ein paar wenige Stunden laufen, ausgiebig die Mittagszeit am Wasserfall geniessen; so wurde der Spass angepriesen. Reine Marschzeit war dann gute 6 Stunden, in der Schweiz wäre der easy-Weg mindestens als blau-weisser Bergweg markiert.  Aber es hat riesen Spass gemacht - wir haben verschiedene Affenarten entdeckt, einer Schildkröte beim sünnelen zugeschaut, Elefantenschmetterlinge beobachtet, Chamäleons in allen Farben und Grössen fotografiert, den Lockruf der Hornbills nachgepfiffen … und am anderen Morgen sind wir mit Muskelkater erwacht!
Da wir wissen, wie gut Salzwasser dem kurieren von eben diesen Verspannungen zugutekommt, machen wir uns auf den Weg, die Inseln der Westküste Thailands zu entdecken…

Wohlverdiente Mittagsabkühlung beim Wasserfall

Selbstgemachter Bambus-Kaffee zum Dessert

Hüte machen Dschungel-Leute