An unserem zweiten Tag in Siem Reap trafen wir die beiden Schweizer Sara und Paul, die ebenfalls eine zweijährige Weltreise machten und nun in Kambodscha leben. Sie bauen innerhalb ihres Projekts Dragonfly ein Restaurant und eine Berufsschule auf, mit denen sie volljährigen Waisen, die aufgrund ihres Alters das Waisenhaus verlassen müssen, einen Arbeitsplatz und eine Ausbildung ermöglichen können. Sie machten uns ebenfalls mit einem Waisenhaus ausserhalb von Siem Reap bekannt, bei dem sie sich schon länger engagieren. Dem Waisenhaus mit seinen knapp 60 Waisen ist eine Schule angehängt, die Englischunterricht für Kinder aus dem Dorf und Umgebung anbietet. Diese Schule, die oft mit Lehrermangel zu kämpfen hat, besuchen insgesamt ca. 400 Kinder. Ja, ihr habt wohl schon gemerkt, in welche Richtung diese Story führt. Nach einem Schnuppertag haben wir uns bereit erklärt, eine Klasse mit knapp 40 Kindern zwischen 10 und 12 Jahren zu übernehmen und Englisch zu unterrichten. Unser Reisen wird daher nun für etwas mehr als einen Monat unterbrochen und wir werden für diese Zeit in Kambodscha sesshaft. Wir haben uns nun bereits gut eingelebt, können dank Sara und Paul in die „Expat-Community“ eintauchen und kennen schon etliche Servierdüsen, Bettler und Krims-Krams-Verkäufer beim Namen.
Da wir zwar viele Lehrerkollegen haben, jedoch das Lehrer-Semi nur vom Hörensagen kennen, haben wir uns mit dem Englisch unterrichten ziemlich ins kalte Wasser geworfen. Improvisieren ist sowieso angesagt, denn die Unterrichtsmaterialien und Infrastruktur vor Ort sind natürlich kein Vergleich zu dem, was wir von der Schweiz gewohnt sind. Die Tatsache, dass wir Schüler/innen aus einem 3. Welt-Land unterrichten, macht das Ganze auch nicht einfacher. Wie z.B. soll man einem Kind, das mit seiner 10-köpfigen Familie in einem Holzverschlag lebt und deren Alltag von der Landwirtschaft bestimmt wird, die Kapitel „Daten übers Internet“ oder „Apartment-Einrichtungsgegenstände“ unseres Englisch-Lehrmittels erklären? Lustig wurde es ebenfalls, als ein Gewittersturm unser „Schulzimmer“ in sekundenschnelle überschwemmte und die ganze Klasse zum wasserdichteren Unterschlupf der 2. Klässler flüchten musste. In solchen Momenten kommt uns unsere jahrelange Jubla-Erfahrung zugute, mit deren Hilfe wir dann bei Blitz und Donner mit 60 Kindern „Montagsmaler“ spielen konnten. Nach der ersten Woche als „Teacher Melanie“ und „Teacher Roger“ sind wir am Abend jeweils fix und fertig. Die vielen lachenden und dankbaren Gesichter der Kinder im Waisenhaus entschädigen jedoch allemal für die Strapazen.
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Unser luftiges Schulzimmer |
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Teacher Melanie beim Gewitter-Sturm-Montagsmaler |
... and now everyone together! |
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So aufmerksam sind sie nicht immer... |
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Die Girls |
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Besuch beim Nachbarsmädchen |
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Jö, ist der rechts herzig |
Melanie hat's beim Essen bestellen wiedermal übertrieben |
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Auf Besuch bei einer anderen Schule (hinten v.l.n.r.: Paul, Sara, Melanie, Boa) |
So sieht das Englische plötzlich ganz einfach aus |
Hut ab und genau so muss es sein. Ich war im 2006 in Kambodscha und habe das Land lieben gerlent.
AntwortenLöschenGruss von Animator und - jetzt -
Ost-Europa-Experte dä Ritz