Montag, 18. April 2011

Pi Mai Lao – ein ziemlich krass-nasses Erlebnis

Momentan sind wir ziemlich fertig. Geschafft von drei Tagen Pi Mai in Vientiane; drei Tage Wasser spritzen und BumBum-Musik; drei Tage lang Party. Laos feierte letzte Woche sein Neujahr. Das sogenannte Pi Mai Lao wird auch Wasserfest genannt, und das mit gutem Grund. Die Laoten reisen aus dem ganzen Land und nahem Ausland zu ihren Familien nach Hause und veranstalten mehrere Tage lang ein riesen Fest. Zentraler Bestandteil davon ist das gegenseitige Bespritzen mit Wasser. Es gilt als Zeichen für Wertschätzung und „Glück wünschen“. Besonders bei Kinder und Jugendlichen kommen die nassen Glückwünsche jedoch nicht aus kleinen Wasserbehältern daher, sondern in Form von überdimensionierten Spritzpistolen, grossen 30 Liter-Kübeln und kleinen Wasserballonen mit farbigem Wasser. Vientiane verwandelte sich in  ein riesengrosses Wasserschlacht-Feld, dem man unmöglich entrinnen konnte. Das einzige, was wir tun konnten, war daher: Rein ins Getümel und mitspritzen, was das Zeug hielt. Wie gesagt, ein ziemlich nass-krasses Erlebnis.
In Vientiane und vorher in Vang Vieng konnten wir viel Zeit mit Regina verbringen, die hier seit dem September als Lehrerin tätig ist. Mit ihr erlebten wir das eine oder andere Abenteuer, z.B. dass es tatsächlich passieren kann, dass einem am gleichen Tag beim gemieteten Töff der Schlüssel im Schloss abbricht und der Ersatztöff dann kurze Zeit später einen Platten hat. Erwähnenswert dabei ist noch die Tatsache, dass wir eine Woche vorher den Schlüssel für unser gemietetes Velo verloren haben und das Veloschloss aufschneiden mussten. Dank einem tadellosen Sackmesser aus dem Hause Elsener Messerschmied in Rapperswil (Phil, diese Schleichwerbung kostet dich ein Bier) war dieses Unterfangen jedoch kein grösseres Problem.
In Vang Vieng konnten wir auch unsere ersten Erfahrungen im Klettern sammeln. Roger hat es, wie man so schön sagt, „den Ärmel inegnoh“, und er kann es kaum erwarten, das nächste Mal eine Felswand zu besteigen.
In Phonsavan besuchten wir noch die berühmten „Plain of Jars“. Das sind riesige Ebenen, die mit Steinkrügen zwischen einem halben und drei Metern Grösse übersät sind. Das Alter der Krüge wird auf 1500 bis 2000 Jahre geschätzt, über den damaligen Zweck wird jedoch bis heute gerätselt. Die einen halten sie für Begräbnisurnen, die anderen für übergrosse Behälter des lokalen Reisschnapses, mit denen die Kampftruppen vor hunderten vor Jahren ihren Sieg über die Thailänder gefeiert haben. Wir bevorzugen die zweite Variante…
Dieser Stein-Schnaps-Krug gehörte anscheinend dem damaligen General

Einkaufstour für Pi Mai

Die Kleine hatte wohl nicht so Freude...


Zum Glück gibts an jeder Ecke eine Töff-Reperatur-Werkstatt

Melanie und Regina - pflutschpflädinass

Pi Mai Live

Mittwoch, 6. April 2011

Laos – das Land, in dem sich die Erde etwas langsamer dreht...


... das wirkt sich aus auf die Öffnungszeiten von Museen (9 – 11, 14 – 16 Uhr), Bedienungsgeschwindigkeit (oder besser Langsamigkeit) in Restaurants, allgemeines Ausführen von handwerklichen Tätigkeiten (zuerst einmal Rauchen und den neuesten Klatsch und Tratsch austauschen, dann etwas Essen gehen) und die Lebensqualität (steigt, da man länger lebt).
Unsere ersten Tage in Laos verbrachten wir auf dem Mekong River, einem Fluss, der uns in den nächsten paar Monaten noch mehrmals begegnen wird. Während der 2-tägigen Bootsfahrt waren unsere Rucksäcke seltsamerweise ganz leicht und nur halbvoll. Nicht wegen laotischen Langfingern oder weil wir bereits knapp bei Kasse sind und Reiseutensilien verkaufen mussten. Nein, Grund war das bitterkalte und semi-gemütliche Wetter, das uns während der Fahrt stürmische Winde schickte und den Regen ins Gesicht peitschte. So mussten wir so viele Kleidungsstücke wie möglich tragen, was bei unseren grossen Rucksäcken zu einem dramatischen Gewichts- und Volumenverlust führte.
Die Bootsfahrt führte uns nach Luang Prabang, einer wunderschönen Stadt mit vielen Häusern und Villen aus der französischen Kolonialzeit, die u.a. den Titel eines UNESCO-Weltkulturerbes trägt. Hier sind wir eine Woche lang gestrandet und haben uns von der gemütlichen Stimmung einlullen lassen.
Luang Prabang kann einen leicht dazu verleiten, die turbulente Geschichte und der immer noch bedenkliche Zustand des kommunistischen Landes in den Hintergrund zu drängen. Laos ist ein 3. Welt-Land, dass im höchsten Mass vom Honig- sprich Geld-Topf von anderen Ländern (sei es die USA oder China) und Nichtregierungsorganisationen abhängig ist. Und was viele nicht wissen, Laos ist das meist bombardierteste Land auf der Welt. Während und nach dem Vietnamkrieg haben alleine die USA über 2 Millionen Tonnen (!)  Bomben über dem Land abgeworfen. Etwa ein Drittel davon sind nicht explodiert und liegen nun als Blindgänger irgendwo im Dschungel, auf Äckern oder in Reisfeldern. Das führt dazu, das riesige Flächen bis heute nicht bewirtschaftet werden können und beinahe jeden Tag ein Mensch in Laos durch eine Blindgänger-Explosion stirbt. Nach jetzigem Stand der Dinge wird es noch mindestens 150 Jahre brauchen, bis das Land von diesen tödlichen „Altlasten“ befreit bzw. leergeräumt werden kann.

Tapferes Lächeln totz nasskalter Bootsfahrt auf dem Mekong

Frisch poliertes Tuk Tuk in Luang Prabang

Mönche auf ihrem täglichen Almosen-Rundgang morgens um 6 Uhr

Einer der seltenen Wasserfälle, die auch während der Trockenzeit etwas hergeben

Sonntag, 27. März 2011

Wenn die Wasserbüffel im Vorgarten des Hotels grasen …


hat die Trockenzeit, sprich  Nebensaison, begonnen. Wir verbrachten unsere Tage in Pai zusammen mit Wasserbüffeln und Ochsen, und es war ganz idyllisch. Pai liegt im Nordwesten von Thailand, an der Grenze zu Burma, und ist ein wichtiger Treffpunkt für Veganer, Vegetarier, Hippies, Rastaköpfe und jede Art von Künstlern. Diese Leute machen jeden Ausflug ins Dorf zum farbigen Spektakel und den Restaurant-Besuch zur Herausforderung (hat jemand schon einmal einen Mango-Avocado-Honig-Shake probiert?).
Wiedermal konnten wir’s nicht lassen und wanderten einen Tag lang bei sengender Hitze durch die Berglandschaft. Begleitet wurden wir durch einen französischen Pharma-Inspektor und einen Trekking-Guide, der in einem Dorf der hiesigen Bergvölker aufgewachsen ist. Besonders die Grenzregionen zu Burma sind durch viele ethnische Minderheiten besiedelt, die von den Repressionen der burmesischen Regierung nach Thailand geflüchtet sind. Sie haben eine eigene Sprache, Religion und einen Lebensstil, der sich u.a. durch wundervolle farbige Kostüme auszeichnet. Einige dieser Völkergruppen werden von der thailändischen Regierung geduldet, müssen sich jedoch dem System mit Sprache, Ausbildung usw. anpassen. Wie trafen aber auch auf illegale Wanderarbeiter, die für einen Lohn von 4 Franken pro Tag auf dem Feld arbeiten und sich ihre Baracke mit 30 Kollegen teilen. Sie müssen sich andauernd verstecken und können das Dorf nicht verlassen, da sonst die Gefahr besteht, dass sie entdeckt und ausgeschafft werden. Der Grossgrundbesitzer hilft mit regelmässigen Zahlungen an die Ortspolizei etwas nach, damit sie auf ihren Patrouillen eines oder beide Augen zudrücken. Und die illegalen Immigranten wissen sich zu helfen, indem sie einfach Kostüme der „akzeptierten“ Völkerstämme anziehen und so nicht weiter auffallen.
Der letzte Abend in Pai bescherte uns noch einen mittelgrossen Schrecken, da ein Erdbeben der Stärke 7 unseren Bungalow schaukeln liess. Melanie reagierte superschnell und jagte den sich gerade rasierenden Roger ins Freie. Da das Zentrum des Erdbebens in Burma lag, ist uns und in der näheren Umgebung zum Glück nichts passiert.
Nach einem weiteren Trek in Chiang Rai haben wir uns nun bereits nach Laos aufgemacht und werden auf einer mehrtägigen Bootsfahrt auf dem Mekong der Stadt Luang Prabang zusteuern.


Dschungel-Lunch auf Bananenblätter

Fast wie in Knie's Kinderzoo

Spontane Begegnung mit Bewohnern eines Lahu-Dorfes

Jöö-Effekt hoch in den Bergen

Donnerstag, 24. März 2011

Chiang Mai - die Wohlfühlstadt

Chiang Mai hat unsere „Tage, an denen wir mit geschlossenen Schuhen nach draussen müssen“-Statistik gleich zu Beginn in die Höhe getrieben, da diese Stadt uns mit starkem Regen und unverschämt kühlen 20°C als Maximaltemperatur begrüsste. Wir fühlten uns daher dazu verpflichtet, unser schickes Hotelzimmer zu geniessen, Bücher zu verschlingen und auszuschlafen. Denn schon zwei Tage später war das Wetter wieder unternehmungswürdig und wir besuchten einen thailändischen Kochkurs. Wie alle geführten  Touren und Unternehmungen, die wir bis anhin erlebt haben, waren wir auch dieses Mal die einzigen zwei Teilnehmer und hat die zwei Kochlehrerinnen ganz für uns alleine. Es war amüsant, lehrreich, scharf und viel, viel zu viel. Wir kochten beide je sieben Gerichte und „mussten“ sie ja danach  auch noch selber essen! Bereits um halb 11 Uhr morgens haben wir  „Pad Thai und drunken noodles  extra scharf“ verschlungen!
Chiang Mai hat sich innert kürzester Zeit zu unserer momentanen Lieblingsstadt gemausert. Mit einem Töff erkundeten  wir die Umgebung, besuchten die schönsten Wochenendmärkte  und haben mit einem Ausflug auf den Doi Suthep, einen besonders goldigen Tempel auf dem Hausberg Chiang Mai’s, die grandiose Aussicht genossen. Nach dem abklappern von ein paar Reiseveranstaltern haben wir sogar ein Trekking-Angebot gefunden, welches nur Tageswanderungen ohne den üblichen Elefantenschnickschnack oder Bambusrafting beinhaltet. Wir genossen diesen Tag sehr, waren wir doch das erste Mal in einer 6-er Gruppe unterwegs. Und eines haben wir gleich noch dazugelernt: Glaube ja nicht, du kannst anhand des Schuhwerks des Trekking-Guides (Kroks, Flip-Flops oder Gummilatschen) abschätzen, wie streng (oder nicht streng) die Tageswanderung wird. 
Nach Chiang Mai warteten 467 Strassenkurven auf uns, bis wir nun  „seekrank“ in Pai , unserem nächsten Ziel, angekommen sind.

Roger übt sich im rote Currypaste zubereiten – es war einiges anstrengender als es aussieht

Doi Suthep - Anziehungspunkt für Touristen und Thais

Welchen Topf sollen wir jetzt nun unseren Mamis schenken?

Mittwoch, 16. März 2011

Von Bettwanzen und roten Steinhaufen


Wir mussten zuerst einmal leer schlucken, als wir, die Ereignisse in Japan im Hinterkopf, unseren letzten Blog-Eintrag mit den Tsunami-Warnschildern usw. nochmals anschauten. Hier in Thailand bekommen wir jedoch gar nicht so viel mit und müssen uns bei internationalen Nachrichtensendern und Zeitungen selber immer wieder updaten, was der Stand der Dinge in Japan ist.
Nach den ausgedehnten Wochen am Strand hat es uns nun ins Landesinnere von Thailand verschlagen, nach Kanchanaburi und Ayutthaya. Kanchanaburi ist berühmt für ihre Brücke über den Fluss Kwai, die Bestandteil der „Todes-Eisenbahn-Strecke“ von Thailand nach Burma war. Diese Strecke wurde von Kriegsgefangenen der Japaner während dem 2. Weltkrieg gebaut, über 100‘000 von ihnen bezahlten dafür mit ihrem Leben. In nur 16 Monaten wurden 415 km Eisenbahnschienen verlegt, inkl. Brücken, Tunnels und Bahnhöfe. Alles ohne die Hilfe von Maschinen und nur mit primitivem Werkzeug. Etliche Museen und Gedenkstätten berichten heute über die damals misslichen Bedingungen, unter denen die Kriegsgefangen zu arbeiten hatten.
Melanie musste in Kanchanaburi ebenfalls Bekanntschaft mit einer der hinterhältigsten Insektenart machen, die unser Planet montan zu bieten hat: die Bettwanze. Über 100 Stiche säumten Melanie von Kopf bis Fuss, die ihren Schlafplatz ausgerechnet auf dem Schlafplatz einer Horde Wanzen ausgesucht hatte (oder umgekehrt). Sie trug daher ein paar Tage lang den Spitznamen Fiona (frei nach der Ehefrau von Shrek) und wurde regelmässig von Thais auf ihre Stiche angesprochen. Inzwischen sind die grossen roten Punkte jedoch langsam wieder verheilt.
In Ayutthaya besichtigten wir die Überbleibsel der ehemals wichtigsten Handelsstadt von Südostasien. Wir strampelten etliche Kilometer auf dem Velo ab (bei knapp 40°, wohlbemerkt) und bestaunten die Ruinen von einstmals pompösen Palästen (manche nennen sie auch etwas despektierlich „rote Steinhaufen“).


Karton sammeln auf thailändisch

Ein Teil der ehemaligen Thailand-Burma Eisenbahnlinie

16/100 von Melanies Bettwanzen-Stiche

RoMe im Entrée des Palastes von König Ramathibodi I.