Samstag, 11. Februar 2012

Sri Lanka – Schweizerischer als man denkt

Sri Lanka verbinden wir Schweizer ja oft mit den bei uns in vielen Restaurant-Küchen anzutreffenden Tamilen. In Tat und Wahrheit stellen sie mit 18% jedoch lediglich eine Bevölkerungsminderheit dar. Eine Minderheit, die durch ihre radikale Vertretung, den Tamil Tigers, tragische Berühmtheit erlangte. Knapp 30 Jahre lang tobte in den tamilischen Gebieten ein erbitterter Bürgerkrieg zwischen den Tigers und den Regierungstruppen. Nur auf Kosten zahlreicher Verluste auf beiden Seiten konnte das Militär die Rebellen im Mai 2009 endgültig besiegen und die Anzeichen eines Aufschwungs sind nun deutlich sichtbar. Die Industrie hat sich wieder aufgefangen und auch der Tourismus, immerhin einer der nationalen Haupteinnahmequellen, boomt wie zu besten Zeiten.
Amüsanterweise haben wir in Sri Lanka so viele Schweizer wie selten zuvor kennengelernt. Und in unseren Hotelzimmern fanden wir unter anderem eine Schweizer Illustrierte, die aktuelle Ausgabe der NZZ und in einem Gästehaus begrüssten uns sogar Eichhof Klosterbräu Bierdeckel auf den Tischen. Da fühlt man(n) sich doch ruckzuck wie zu Hause.
So wie es sich für richtige Schweizer gehört, fröhnten wir auch hierzulande der Wanderlust und erklommen morgens um drei Uhr den Adam’s Peak. Ein Tempelberg, zu besteigen über 5200 Treppenstufen. Strenger und härter als jeder Schweizer Hochgebirgsweg, ohne Witz. Dank pflichtbewusstem „Dance the Warmup“ und ausdehnen hielt sich der von allen prophezeite Muskelkater zum Glück in Grenzen. Wir bevorzugen jedoch klar die Schweizer Wanderwege im Vergleich zu kilometerlangen Treppen.
Weiter gings mit einer wunderschönen Zugfahrt durch endlose Teeplantagen. Wir reisten in einem Güterzug mit angehängten 3.Klass-Wagen und an allen Haltestellen wurden Waren ein- und ausgeladen, was uns genügend Zeit gab, die jeweiligen Bahnhöflein zu erkunden. Der Bahnverkehr funktioniert hier tadellos, auf einigen Strecken erinnert die Infrastruktur jedoch mehr an Luzerner Verkehrshaus als an ÖV aus dem 21. Jahrhundert. Bahnübergänge, deren Barrieren vom Barrierenmeister rauf- und runter gekurbelt werden, Weichen, die vom Weichenmeister gestellt werden und altertümliche Streckensignale, die vom Signalmeister unterhalten werden. Über allen thront der stolze Bahnhofsvorstand, der in schicker Uniform die an- und abfahrenden Züge mit grünen Fahnen massregelt. Wie in der Schweiz vor hundert Jahren.
Nach diesem Freudentag für die Bahn-Nostalgie sehnten wir uns nach zeitgemässen Transportmitteln und schwingten uns auf gemietete Töffs. Alle paar Kilometer trafen wir auf eine Polizeikontrolle, doch dank dem bezaubernden Zulächeln von Marlène und Melanie winkten uns die Polizisten immer nur zu statt raus. Wenn das in der Schweiz doch auch so gut funktionieren würde… Auf dem Weg erspähten wir zahlreiche tropische Wasservögel und sogar wilde Elefanten, die in einem Moor planschten.
An der Ostküste Sri Lankas angekommen, befanden wir uns nach Südthailand ein zweites Mal an einem Küstenort, der vom Tsunami im 2004 schwer getroffen wurde. Wie die finanziellen Hilfeleistungen von Glückskette und Co. investiert wurden, ist nicht zu übersehen. Jede Strasse und viele kommunale Gebäude sind mit Schildern versehen, die auf Sponsoring aus EU, Rotem Kreuz, NGO‘s usw. hinweisen und schneeweisse Lastwagen- und Bagger fahren mit der Europa-Flagge spazieren. Für uns mit dem angenehmen Nebeneffekt, keinem einzigen Schlagloch ausweichen zu müssen.
Neben Elefanten konnten wir nach 3-stündiger Suche mit einem Kutterboot einen weiteren massigen Erdbewohner bewundern. Genauer gesagt, das grösste Lebewesen, dass die Erde je bevölkert hat (da muss sogar der Brontosaurier hinten anstehen): der Blauwal. Da an der Wasseroberfläche nur einen Bruchteil des Tieres erkennbar ist, kann man sich die wahre Grösse der Blauwale nur ausmalen. Also mit Fisch hat das gar nichts mehr zu tun… (besserwisserische Klammerbemerkung: ist ja auch ein Säugetier).


Sonntagsspaziergang auf den Geleisen von Kandy

Simmungsvolle Höhlentempel - Buddhismus Underground

Die Affen mit der wohl coolsten Frisur ganz Asiens. Lieblingsessen: Lotusblumen

Wer ist hier schief? Kamera, Treppe oder doch wir? - Aufstieg zum Adam's Peak mit obligatorischer Teepause

Marlène bei einer ihrer Lieblingsbeschäftigungen: Den besten Platz für einen Selbstauslöser zu finden

RoMe in der Holzklasse

Der ehrenwerte Bahnhofsvorstand von Haputale...

... und seine museale Arbeitsstätte

M&M präparieren ihre verdiente Gipfelmahlzeit auf dem Ella Rock

Elefanten - Kaffeekränzchen

Blauwal beim Tauchgang

Mannschaftsfoto der überglücklichen Blauwal-Knipser
 

Donnerstag, 9. Februar 2012

1 Jahr RoMe reist


Wir sind nun genau ein Jahr unterwegs. Zur Feier der Tages ein kurzer Auszug aus dem Amt für Statistik, das von Departementsvorsteherin Melanie pflichtbewusst und mit viel Elan geführt wird.

8 verschiedene Länder
130 verschiedene Better
372 Stunden Busfahren (15 Tage)
124 Stunden Schifffahren
118 Stunden Zugfahren
39 Trekking-Tage
49 Strandtage
51 gelesene Bücher



Donnerstag, 26. Januar 2012

Bye Bye Indien

Der Kommunismus ist uns auf der bisherigen Reise schon ein paar Mal über den Weg stolziert. In Kambodscha in Gestalt eines fürchterlichen Gespensts aus der Vergangenheit namens Khmer Rouge, in Vietnam und Laos als eine alleinherrschende Staatsmacht und in Nepal als in die Regierung einbezogene Splitterparteien. Der Kommunismus als Staatsform konnte aus unserer Sicht bei weitem nicht überzeugen und ist für uns Europäer halt eher ein verstaubtes Überbleibsel aus dem 20. Jahrhundert.  Der indische Staat Kerala zeigt jedoch, dass Politiker, die den Maximen Karl Marx’s nacheifern, durchaus auch Überdurchschnittliches leisten und einen bestens funktionierenden Verwaltungsapparat aufbauen können. Kerala wird seit Ende 50er-Jahre mehrheitlich von Kommunisten regiert, bezeichnenderweise die erste demokratisch  gewählte kommunistische Regierung der Welt.  Ihr Fähigkeitsausweis kann sich zeigen lassen: Die Alphabetisierungsrate beträgt 91% (eine der höchsten aller Entwicklungs-/Schwellenländer), die Kindersterblichkeit beträgt nur ein Fünftel des nationalen Durchschnitts, während die Lebenserwartung bei 73 Jahren liegt, 10 Jahre höher als beim Rest des Landes. Den einzigen Preis, den die Kerala-Bürger dafür zahlen müssen:  Der ganze Staat ist zugedeckt mit roten Fähnchen, Hammer/Sichel-Symbolen, kommunistischen Durchhalteparolen und Porträts von Marx, Lenin und sogar Che Guevara. Mit Blick auf die Erfolge im Bildungs- und Gesundheitswesen jedoch sicherlich gut auszuhalten.
Die Hauptattraktion, warum viele Touristen nach Kerala kommen, sind die „Backwaters“. Ein verästelndes System aus kleineren und grösseren Flüssen, die sich durch schattige Palmenlandschaften schlängeln.  Wir mieteten uns ein Hausboot inkl. Kapitän und Koch und liessen uns einen Tag lang auf den 900km langen Wasserstrassen herum chauffieren, vorbei an riesigen Fischernetzen, Zuchtanlagen für Krebse, Kokos-Plantagen und Verladestationen für Cashewnüsse und anderes Allerlei. Übernachtet haben wir unter freiem Himmel, begleitet durch eine anspruchsvolle Summ-Symphonie, engagiert vorgetragen durch ein tausendköpfiges Moskito-Orchester.
Weiter gings in die Berge in das Wayanad Wildlife Sanctuary, wo einem beinahe garantiert wird, wilde Elefanten erspähen zu können. Und prompt, morgens um sieben Uhr entdeckten wir von unserem Jeep aus die erste Elefantenfamilie, die unüberhörbar durchs Dickicht stampfte. Weitere Elefantengruppen zeigten sich uns beim Eindunkeln, einem standen wir sogar ziemlich Auge-um-Stosszahn gegenüber. Da wächst in einem ein etwas mulmiges Gefühl, da unser Gegenüber nicht viele Gemeinsamkeiten mit einem verhätschelten Kinderzoo-Elefanten hatte.
Eine Tagesreise weiter kamen wir schliesslich in der Bergkleinstadt Ooty an. Umgeben von endlosen Tee- und Kaffee-Plantagen ist Ooty zwar idyllisch gelegen, wir hatten jedoch ziemliche Mühe, uns richtig anzuklimatisieren. Kein Wunder, wir befanden uns auch auf 2240 m.ü.M.. Die Nächte waren saukalt (besonders in unseren ungeheizten Zimmern ohne Warmwasser) und weil wir uns nicht im Geringsten auf diese Temperaturen eingestellt hatten, waren wir zugegenebermassen mittelschwer bis schwer geschockt. Die beiden Damen entschieden dann, dass sie sich diese Kälte nicht gefallen lassen wollten und wir buchten spontan einen Nachtbus zurück an die Küste. Nach Mamallapuram, dem Ort mit dem besten Fruchtsalat in ganz Indien.
Hier sitzen wir nun, an der wiedergefundenen Wärme, und lassen die vergangenen 2 ½ Monate Indien Revue passieren. By the way, 2 ½ Monate ohne Regen, wie wir gemerkt haben. Der Indien-Abschied naht, morgen geht’s mit dem Flieger nach Sri Lanka. Yupiii…



Einen Einblick in unseren Reisealltag: Morgendliches Zeitung lesen ...


... warten an der Bushaltestelle ...


... eingequetscht im Bus fahren ...


... am Bahnhof ankommen und dann auf den Zug warten.


Unser Hausboot mit Melanie und Marlène in der Aussichtsbadewanne


Eine ganz normale Strasse in Kerala, geschmückt von der CPI (Communist Party of India)


Strassenarbeiten in Fort Kochi


Wir feiern Walti Spänis Geburtstag, mit seinem Geburi-Kuchen, den er leider nie gesehen hat


Gefährlich naher Bison


... und auch bei ihm wollten wir nicht mehr näher ran


Bunter Gemüsemarkt in Ooty


M&M beim pöstelen



Rickshaw inmitten grüner Teeplantagen


Marlène und Roger tanzen den Tea-Boogie

Donnerstag, 12. Januar 2012

Stabiles Hochdruckgebiet über Südindien namens Marlène

Seit einer Woche reisen wir zu dritt. Marlène bringt einen willkommenen frischen Wind in die traute Zweisamkeit und hat sich nach kurzer Zeit bereits frisch verliebt. Ihre neue Liebe heisst Masala Chai. Für Indien-Novizen: Masala Chai ist nicht der Name eines indischen Surferboys, sondern das Nationalgetränk. Ein Milchtee mit indischen Gewürzen, vor allem Zimt und Kardamon. Es gibt ihn an jeder Ecke und für manchen Inder ist ein Tag ohne Masala Chai unvorstellbar (mittlerweile ebenso für Marlène). Wenn wir gerade beim Kulinarischen sind. Nach elf Monaten reisen ist das indische Essen definitiv DER feinschmeckerische Höhenflug. Es ist so viefältig und variantenreich, dass wir jetzt noch neue Gerichte ausprobieren und Neuentdeckungen machen können. Besonders angetan sind wir von „Thalis“. Das sind Gerichte, die aus mehreren Curries, Joghurt, Chapatti, Reis und je nach Ort weiteren kleinen Zutaten zusammengestellt sind. Hach, ein Gewürz-, Kräuter- und Gemüsefeuerwerk der Extraklasse! In unserem internen Länderranking figuriert das indische nun klar vor dem thailändischen Essen.
Unsere erste richtige Südindien-Destination war Hampi. Ein kleiner relaxter Ort, berühmt durch seine Steinformationen und historischen Tempel. Das Dorf hat jedoch eine ungewisse Zukunft vor sich. Da die Anwohner im direkten Umkreis der Tempelanlagen wohnen, bedrohen sie deren Bausubstanz und Stabilität. Die Regierung hat nun entschieden, dass es für ein Weltkulturerbe nicht mehr tragbar ist, wenn die Einwohner ihre WC-Häuschen direkt an eine Palastmauer anbauen oder sogar deren Mauersteine für den Bau eines Ziegenstalls klauen. Die logische Schlussfolgerung: Die ganze Bevölkerung wird umgesiedelt und in zwei Kilometer Entfernung ein komplett neues Hampi aufgebaut. Bei den Einwohnern hält sich die Begeisterung verständlicherweise in Grenzen…
Im Vergleich zum Norden präsentiert sich der Süden Indiens wie ein neues Land. Es ist sauberer, die Leute sind den Touristen tendenziell wohlgesinnter und starren uns auch nicht mehr an, als ob wir mit einem Schoggi-Überzug und einer Marzipankirsche auf dem Kopf herumlaufen. Obwohl, das mit dem sauber sein ist natürlich höchst subjektiv. Vielleicht verstecken sie ihren Abfall auch einfach besser als ihre Kollegen im Norden. Gerade letzte Woche haben wir wiedermal mitgekriegt, wie die Abfallentsorgung à la Indien läuft. Wir pflichtbewussten Schweizer schmeissen jedes Kaugummipapierli in das Kübelchen im Hotelzimmer und sind stolz, mit gutem Beispiel voran zu gehen und etwas für die liebe Umwelt zu tun. Die Putzfrau schnappt sich dann das Kübelchen, öffnet das Fenster zum Hinterhof und kippt den Abfall mitsamt Papierli aus dem Fenster. Dort bleibt unsere Kaugummiverpackung liegen, bis sie a) eine Kuh auffrisst, b) an Ort und Stelle verbrannt wird oder c) glücklicherweise doch noch von einem Müllentsorgungs-Handkarren aufgegabelt wird um in der örtlichen Müllhalde ausserhalb des Dorfes entsorgt zu werden.
Mittlerweile sind wir im „God‘s own country“ Kerala angekommen. In der ersten Reihe schöne Strände, scharfes Essen und Souvenirshops en masse (Paradies auf Erden vorallem für M & M). Prominent in der 2. Reihe vertreten: Schattige Flusslandschaften und hügelige Teeplantagen. Wir werden berichten…



Roger beim Barbier

Was passiert wenn man Fremden die Kamera in die Hände drückt? Abgeschnitte Zehen

Allmorgendliches Elefantenwaschen

Melanie findet die Momente, in denen sie fotografiert wird, nicht immer glücklich gewählt

Charakteristische Steinformationen in Hampi

Ein "Riitiseili" am Meer. Das konnten sich Roger und Marlène natürlich nicht entgehenlassen

Als ob er jederzeit losrollt...

Und wieder ein Fotoshooting für Melanie...

Eher Regel als Ausnahme auf indischen Strassen

Ein typischer indischer Zmorgen in Kerala

Ein Lassi am Nachmittag vertreibt Kummer und den Nachmittag