Samstag, 19. Mai 2012

Die phillipinische Eigenart


Treibt man sich in Grossstädten rum, wird einem auf der Strasse so allerlei angeboten. Das uns bisher bekannte „Strassensortiment“ bestand hauptsächlich aus Gratiszeitungen, Sonnenbrillen, Uhren, diversen Souvenirs oder Flyern des nächsten Massage-Salons um die Ecke. In Manila, Hauptstadt der Philippinen, weiss man das stadteigene Angebot mit merkwürdigen „Waren“ weiter auszubauen. Den unschuldig dahin spazierenden Männern werden Schächtelchen mit Viagra-Pillen unter die Nase gestreckt, den Frauen Trückchen mit (wohl nicht immer echten) Perlen und den gut betucht aussehenden Päärchen (= generell alle Touristen) einen Flyer für eine preisgünstige Luxuswohnung in einer (nur auf dem Papier existierenden) Wolkenkratzer-Überbauung.
In ebendieser Stadt mussten wir uns nach drei Wochen gemeinsamer Reise von Helene und Edgar verabschieden, die ihre Asien-Feuertaufe mit Bravour bestanden haben. Helene hat in den vergangenen Wochen die bunte Unterwasserwelt mit Taucherbrille und Schnorchel entdeckt und Edgar bewunderte in jedem Städtchen die abstrusen Elektro-Installationen, deren Kabel mehr einem nicht richtig aufgerollten Wollknäuel als einer Stromzufuhr für die angrenzenden Haushalte glich.
Bevors auf die abgelegene Insel Palawan ging, hatten wir noch ein Erfolgserlebnis zu verbuchen, dass uns bis zur Vollendung viel Zeit und Nerven gekostet hat: Wir sind stolze Besitzer eines China-Visums! Das Land der Mitte gestattet uns also doch noch temporären Zutritt in sein geheimnisvolles Reich.
Im Flieger Richtung Palawan überraschte uns dann eine weitere philippinische Eigenheit. Hier zeigen die Stewardessen einem nicht nur, wie man die Schwimmweste anzieht und wo sich die Notausgänge befinden, sondern veranstalten zur allgemeinen Unterhaltung der Passagiere auch noch sogenannte „Fungames“. Bei einem Quiz kann man kleine „Giveaways“ der Airline gewinnen, alles begleitet durch gutgelaunte Zwischenrufe und beklatschen der glücklichen Gewinner.
Nun befinden wir uns für die nächsten Wochen auf einer 650km langen Insel die beinahe bis nach Borneo reicht. Hier hats keinen Bancomat, dafür unzählige Palmen, vollgepackt mit reifen Kokosnüssen, die dann und wann mit einem dumpfen Knall auf den Boden fallen. Da muss man sich definitiv in Acht nehmen, an welchem Plätzchen man sein Strandtuch ausbreitet.

Edgar's Motto: Mit 60 geht's erst richtig los

Phillipinischer Honeymoon in Sipalay

Schnorcheln ist des Bollhalders Lust

Damit sind wir mittlerweile ziemlich routiniert: Einchecken zu unserem 18.(!) Flug

Showtime bei Cebu Pacific Air

Auto oder Töff? Tricyle in Palawan

RoMe unter Palmen

Mittwoch, 2. Mai 2012

same same but different

„same same but different“ – dieser vor allem in Thailand beliebte Spruch ist in Tat und Wahrheit auf die Philippinen zugeschnitten. Das Land der 7000 Inseln ist im Grunde absolut vergleichbar mit seinen Nachbarländern Südostasiens. Auch hier werden die Strassen von einer landeseigenen Kreation Tuk-Tuks oder sogenannten Tricycles dominiert, auch hier flattern die Hühner aus dem angrenzenden Dickicht in den dümmsten Momenten auf die Strasse und auch hier reicht der Zweier-Sitz auf dem Motorrad locker für vier (oder sogar fünf, wenn die Babys mitgezählt werden) Personen aus. Aber trotzdem sind die Philippinen „gleich aber doch anders“. Die bewegte Vergangenheit als spanische Kolonie führte zu heute noch existierenden Dorfnamen wie Sevilla oder Valencia, die Landeswährung heisst Peso und die einheimische Folklore lebt von spanischen Einflüssen. Die wohl grösste Errungenschaft der ehemaligen Kolonialmacht und dessen Armee von Missionaren ist die Tatsache, dass nun 90 % der Filipinos christlichen Glaubens sind und die Philippinen heute neben Brasilien und Mexiko zu den Ländern mit den weltweit meisten Katholiken zählt. Durch das allgegenwärtige spanische Flair wähnen sich Reisende oft eher in südamerikanischen als in asiatischen Gefilden.
1898, nach dem Spanisch-Amerikanischen Krieg, kauften die USA die Philippinen den Spaniern ab. Für 20 Millionen US-Dollar, ein wahrhaftiges Schnäppchen. Bis zur philippinischen Unabhängigkeit versuchten nun auch noch die Amerikaner dem Land ihren „Stars and Stripes“-Stempel aufzudrücken. Mit Erfolg. So findet man z.B. in jedem Dorf einen Unterstand mit bestens unterhaltenen Billard-Tischen und mehrere Basketball-Plätze. Basketball-Shirts aus der amerikanischen NBA sind DAS Accessoire, während dem auf der anderen Seite Sepp Blatters völkerverbindende Weltsportart Füessball ein Stiefmütterchendasein fristet.
 Wenden wir uns nach dem obligaten Geschichts-Intermezzo der nicht minder spannenden Gegenwart zu. Einige Wochen nach Ruth und Walti beehrt uns nun auch die Bollhalder-Elternseite mit einem Besuch. Helene und Edgar begleiten uns während drei Wochen beim philippinischen Insel-Hopping und können sich von der einheimischen Unbeschwertheit anstecken lassen. Und nach Melanie’s 30. stand bereits wieder ein grosser Geburtstag an: 60 Jahre Edgar. Gefeiert haben wir ihn mit einem währschaften Schweizer Zmorgen, einem Besuch bei den geschützten Tarsier-Äffchen und den Chocolate Hills sowie einer musikalischen Schiffsfahrt durch den Dschungel der Insel Bohol. Nicht fehlen durften die unentbehrliche Geburtstagstorte und eine lupfiges Tänzchen seitens Ehepaar Bollhalder senior.
Speziell auf der Insel Negros gibt es etliche Schweizer, die ihr Glück als Beach Resort –Besitzer versuchen und mit ihren auf Schweizer zugeschnittenen Angeboten noch mehr Eidgenossen auf die Inseln locken. Momentan hausen wir z.B. in einem Resort mit einem grossen Schweizerkreuz auf dem Swimming Pool-Boden, Zopf und Züri Geschnetzeltes auf der Menükarte und Aromat auf den Tischchen. Die Bratwürste und Cervelats werden von der Nachbarsinsel geliefert, zubereitet von dort ansässigen Schweizer Metzgern. Für Helene und Edgar sicherlich nicht der gewünschte südländisch-kulinarische Höhenflug, für uns zwei jedoch ein willkommener Jux inkl. einer Prise Heimweh.
Dass es in diesem Land trotz Schweizer Tourismusförderung nicht immer ganz helvetisch zu und her geht, durfte unser Besuch schon einige Male feststellen. Edgar schnappte sich z.B. ein Tricycle (Taxi-Töff mit Seitenwagen) und beauftragte den Fahrer, ihn an einen Ort zu chauffieren, an dem man Zigarren kaufen kann. „Yes yes, Tobacco Tobacco“ sagte der Fahrer eifrig nickend und fuhr in zu einem Häuschen, in dem sie frische Tabakblätter stapelten. Dort hätte er ein Bündel Blätter kaufen können, vom eigentlichen Endprodukt jedoch weit und breit keine Spur. Oder ein andern mal standen wir fast zwei Stunden lang im Stau, weil eine Holzbrücke mitten im Stossverkehr repariert werden musste. Mit einer kleinen, halbwegs funktionierenden Säge schnitt ein Arbeiter mühsam Hartholz-Balken zu, interessiert begutachtet von seinen zehn Arbeiterkollegen und der halben Dorfgemeinschaft. Dass mangels Umfahrung der gesamte Verkehr inkl. Langstreckenbusse zum Erliegen kam, schien niemanden zu interessieren.



Romantisches Dinner am Strand

Ein Tarsier-Äffchen glotzt aus der Baumkrone - diese Tiere waren übrigens Vorbild für Yoda in Starwars

Die Chocolate Hills auf Bohol

Ein Geburtstags-Tänzchen in Ehren...

Geburtstags-Lunch mit frischer Kokosnuss

An Kirchen fehlts in diesem Land definitiv nicht

Philippinisches "Jeepney" - ein lokaler Bus, bei dessen Verzierung keine Grenzen gesetzt sind

Ob jung oder alt, Backpacker sein lässt niemanden kalt

Hotel-Empfang auf Philippinisch

Die Pool-Bar musste natürlich sofort eingeweiht werden

Die College-Schüler der nächstgelegenen Stadt zeigen eine spektakuläre Show

Helene hat das Schnorcheln entdeckt

Es lebe die Langzeitbelichtung

Gruppenbild vor unserem Jeepney

Verhängnisvolle Schräglage

Eltern Bollhalder auf Tricycle-Ausflug
 

Montag, 16. April 2012

Tauchen vs. Fischen


Tauchen ist an vielen Touristen-Orten Asiens eine äusserst populäre Aktivität und dementsprechend hat sich eine regelrechte Tauch-Industrie entwickelt, die für etliche neue Arbeitsstellen zugunsten der einheimischen Bevölkerung verantwortlich ist. Denn neben dem Tauchlehrer und Divemaster braucht es einiges an Personal, um ein Tauch-Center aufrechtzuerhalten, sei es um das Material zu unterhalten oder die Tauchboote an die Riffs zu fahren. Viele der im Tauch-Business tätigen Einheimischen können so gutes Geld verdienen, was jedoch nicht heisst, dass sie mit dem Tauchsport auf irgendeine Weise etwas anfangen können. Ein Grossteil von ihnen war wohl noch nie mit Taucherbrille und Schnorchel im Wasser, geschweige denn mit einer Pressluftflasche. Ihrer Meinung nach schaut man sich Fische und Meeresgetier nicht an, sondern man ISST sie. Das führt zu absurden Situationen wie dieser, dass die Bootscrew, nachdem sie erfolgreich ihre Taucher bei einem Riff abgesetzt haben und nun dort ca. 1 Stunde auf ihr auftauchen warten müssen, ihre Angelruten auspacken und nach genau den Fischen angeln, die ihre Taucher ein paar Meter weiter unten bestaunen (und dafür viel Geld bezahlen). Oder wir entdeckten einen Fischer, der mit seinem riesigen Netz am Ufer eines beliebten Schnorchelplatzes stand, und die Fische zu Dutzenden aus dem Wasser zog, währendem ein paar Meter nebenan die Schnorchler verzweifelt die prophezeite Artenvielfalt suchten. Da wir ja neuerdings auch zu den Tauchern zählen, verkrampfen sich nun jeden Abend unsere Mägen, wenn wir abends vor den Restaurants vorbeispazieren und uns von Richtung Seafood-Buffets die prachtvollsten, auf Eis gelegten Fisch-Exemplare entgegenglotzen. Viele davon Arten, die wir Unterwasser noch nie gesehen haben.
Wie befürchtet, mussten wir beim Tauchen einen Not-Stopp reissen, da sich sonst unser ganzes Reisebudget in Luftblasen aufgelöst hätte. Wir haben jedoch definitiv ein neues Hobby gefunden, dem wir auch in Zukunft so oft wie möglich frönen wollen.
Weiter gings für ein paar Tage in die Metropole Singapur, gleichzeitig Stadt und Land, Schmelztiegel von Nationen aus aller Welt und Nährboden von verrückter Architektur, modernsten Fortbewegungsmitteln und Shoppingmalls ohne Ende, wo man Laugenbrezel und pasteurisierte Milch aus Australien kaufen kann. Mit Singapur haben wir uns überraschend schnell angefreundet. In dieser Stadt kann sich noch jeder Reisenovize ohne Probleme von A nach Y bewegen, denn die Bus-Verbindungen und das U-Bahn-System sind Weltklasse in Einfach- und Verständlich- und Schnelligkeit. Und hier durften wir endlich unser edles Hochzeitsgeschenk einlösen, dass wir von Jubla-Freunden erhalten haben: zwei Übernachtungen im Swissôtel The Stamford (vielleicht fanden wir Singapur ja auch nur deswegen so cool…). Nach diesem luxuriösen Aufenthalt konnten wir bei Annette und Nicolaas übernachten, einem deutsch-holländischen Paar, ihres Zeichens Singapur-Residenten, die wir im Himalaya auf unserem Mt. Everest-Trek kennengelernt haben. Sie wohnen in einer Wohnsiedlung, wie es sie in Singapur viele gibt, mit integriertem Swimming Pool, Supermarkt, Restaurants, Squash-Hallen usw. So lässt sich auch in einer Grossstadt gut leben.
Weniger positiv war unser erster Kontakt mit der chinesischen Bürokratie, denn wir wollten unsere Zeit in Singapur nutzen, um das China-Visum zu beantragen. Wie sich herausstellte, mögen die Chinesen Individualreisende wie wir, die nicht schon jeden einzelnen Tag im Land bereits geplant haben und alle nötigen Tickets und Bestätigungen besitzen, nicht so gerne. Nach langen Diskussionen zottelten wir mit leeren Händen davon und müssen uns nun von Vorne überlegen, wie wir unsere China-Pläne beschreiben, damits der chinesischen Botschaft auch wirklich in den Kram passt.
Nach dreieinhalb Stunden Flug sind wir mittlerweile im dritten Land dieses Blogeintrags angekommen, in den Philippinen. Nachdem heute Morgen alle Angestellten unseres Zmorgen-Restaurants (alle = 8 Servierdüsen, die sich auf 4 Gäste verteilen) aus voller Kehle die Céline Dion-Lieder aus ihrer Stereoanlage mitgesungen haben, sollte es auch in diesem Land genügend „Schmunzel-Momente“ geben. We stay tuned…

Mystische Vulkan-Silhouetten auf Lombok

Wie schon so oft hatten wir wiedermal einen extra grossen und lauten Mitbewohner auf unserem Bungalow-Gebälk

Das Marina Bay Sands in Singapur, mit 340m langem Dachgarten inkl. 146m langem Pool...

... und die gegenüberliegende Seite lässt sich ebenfalls sehen

Sushi-Zmittag auf der Parkbank

In Singapurs Einkauftszentren bewegt man sich am besten mit Karten und Kompass

Annette bekochte uns mit feiner Pasta und Salat. Merci!!